„… und dann sagte mir eine Stimme, dass meine Aufgabe noch nicht beendet ist und ich zurückkehren soll.“ Solche oder ähnliche Berichte hört man häufig im Umfeld von Nahtoderfahrungen.

Erfahrungen an der Grenze von Leben und Tod haben ihren ganz eigenen Charakter, der schwer einzuordnen ist. Sie treten während Operationen auf, die misslingen, bei Unfällen oder auch bei langem Siechtum. Manchmal werden todesähnliche Bewusstseinszustände auch durch Drogen, Atemübungen oder Meditation induziert. Nicht alle Nahtoderfahrungen sind beglückend, doch sehr häufig findet man die folgenden Elemente (Quelle):

Lichttunnel und Engel

Der Lichttunnel ist eine der klassischen Nahtoderfahrungen, gemeinfrei; Wikipedia

  • Schwebeerlebnis mit Beobachtung des eigenen Körpers (Außerkörpererfahrung, OBE)
  • Lichtvision, oft personalisiert und am Ende des Tunnels
  • außerordentliche Glücksgefühle
  • Lebensfilm
  • Begegnung mit bereits verstorbenen Verwandten
  • Enttäuschung über die „Rückkehr“ in den kranken Körper
  • verändertes Leben ohne Angst vor dem Tod…

Menschen haben Nahtoderfahrungen, insofern sind sie real. Aber was passiert da?

Erlebt wird häufig eine Trennung von Körper und Seele. Doch es ist ausgesprochen schwer, an eine Welt zu denken, in der Körper und Seele einerseits getrennt sind und andererseits auf einander, in irgendeiner Art und Weise, einwirken. Genau dieses Problem hatte den Philosophen Descartes und seinen Dualismus endgültig zu Fall gebracht.

Nach unseren Vorstellungen dürften Menschen, die klinisch Tod sind und keine Hirnaktivitäten mehr zeigen, nichts mehr erleben. Der niederländische Kardiologe Pim van Lommel behauptet, dass dies bei 18% seiner immerhin 344 Patienten anders ist und hat es damit bis ins renommierte Wissenschaftsmagazin The Lancet gebracht.

Was sagt die Wissenschaft?

Ein sehr zentraler Zusammenhang von Hirnaktivität und Bewusstsein ist nicht von der Hand zu weisen, auch wenn das Einbahnstraßenkonzept vom Gehirn zum Bewusstsein jüngst auch von der Forschung, wohl zurecht, kritisiert wird. Das Denken selbst verändert unser Gehirn, das sich im ständigen Wandel befindet.

Die Erklärungen der Wissenschaften gehen in Richtung der Ausschüttung von Stresshormonen oder einem langsamen Absterben verschiedener Hirnareale und damit auch Sinnesleistungen unter dem Einfluss von Sauerstoffmangel. So erklärt man bespielsweise den Lichttunnel, eine der klassischen Erscheinungen. Ob jedoch die mitunter komplexen Erlebniseindrücke durch Ausfallerscheinungen hinreichend erklärt werden, darf bezweifelt werden.

Auch die Komponente der psychologischen Tröstung muss man in Erwägung ziehen und manche übersinnlich erscheinenden Phänomene, wie außerkörperliche Erfahrungen, können zum Teil ganz konventionell erklärt werden. Die Forschung nimmt sich dieser Bereiche zunehmend an und auch zunehmend ernst, eine an sich schöne Entwicklung.

Die subjektive Gewissheit

Mädchen vor Brücke

Die Brücke zu einer anderen Welt © Garland Cannon under cc

Doch etwas anderes ist interessant. In vielen Fällen verlieren Menschen, die an der Grenze des Todes standen, ihre Angst vorm Sterben und dem Tod. Da dies noch immer eine der Urängste ist, können uns gerade auch die subjektiven Berichte von Nahtoderfahrungen weiter bringen.

Man schaut oft auf die sogenannten objektiven Fakten, die auch nur eine andere Art der Interpretation darstellen und aus statistischen Mittelwerten gewonnen werden: Ein Ansatz, der ebenso seine Berechtigung wie auch seine Grenzen hat.

Gerade im Kontext mystischer, todesnaher und außergewöhnlicher Bewusstseinserfahrungen bringen uns Erklärungen der technischen Funktion, des „Wie“, nicht unbedingt weiter. Bei hinreichend eindrucksvollen Erfahrungen ist es den Erlebenden auch zunehmend gleichgültig, ob und wie diese erklärt werden können oder ins aktuelle Weltbild passen. Diese Menschen werden durch das Erlebnis selbst verändert.

Und das nicht selten in durchaus positiver Weise. Sie leben angstfreier, aber bewusster, eine an sich sehr wünschenswerte Kombination. Vor allem ist ihre Gewissheit durch ihre Nahtoderfahrungen kaum zu erschüttern und das ist ein gewichtiger Faktor.