Die Aktualität der Geschlechterthematik ist unumstritten. Sie bietet Grundlage für Romane, Stoff für politische Debatten, füllt Zeitschriften und ist unerlässlich für wissenschaftliche Untersuchungen. Das Thema „Mann & Frau“ fasziniert und einige Medien wie spiegelonline haben sogar eine eigene Rubrik dazu.

Die Geschlechter-Ähnlichkeitshypothese

Auch Janet Hyde befasst sich in ihrer Studie „The Gender Similarities Hypothesis“ von 2005 mit dieser Thematik. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Studien auf diesem Gebiet bleibt Hyde nicht bei den Unterschieden stehen, sondern fragt vor allem nach den Gemeinsamkeiten von Männern und Frauen. Dabei stellte sie die Hypothese auf, dass sich beide Geschlechter hinsichtlich der meisten psychologischen Variablen ähnlicher sind als sie sich unterscheiden. Hyde geht davon aus, dass nur in einigen wenigen Bereichen erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu finden sind, die meisten aber kaum ins Gewicht fallen.

In ihrer Studie verarbeitet sie alle 46 veröffentlichten Metanalysen zum Thema der Geschlechterunterschiede. Die darin untersuchten Bereiche können in die folgenden sechs Kategorien eingeordnet werden: Kognitive Fähigkeiten, verbale/nonverbale Kommunikation, Sozialverhalten und Persönlichkeit, Aggression und Führungsstil, psychologisches Wohlbefinden, Selbstwertschätzung, Motorik und Verschiedenes wie z.B. moralische Argumentation.

Worin unterscheiden sich Männer und Frauen?

Das Ergebnis ist eindeutig. Hyde konnte bedeutsame Unterschiede zwischen Männern und Frauen ausmachen und zwar in den folgenden Bereichen: Wurfweite und Wurfgeschwindigkeit, Einstellung zu Gelegenheitssex, Masturbation und körperliche Aggression. Entsprechend der Befunde werfen Männer wesentlich weiter und schneller als Frauen. Sie zeigen ein freizügigeres Sexualverhalten, masturbieren häufiger und drücken ihre Aggression eher körperlich aus als dies Frauen tun.

Wie ähnlich sind sich Männer und Frauen?

Mann und Frau singen gemeinsam

Männer und Frauen haben viel gemeinsam © Jeff Hitchcock under cc

Hinsichtlich all der anderen untersuchten psychologischen Variablen können jedoch keine oder nur geringe Unterschiede gefunden werden. Weder räumliches Vorstellungsvermögen, noch instrumentale Aggressionen, Durchsetzungsvermögen, Empathie oder Ängstlichkeit, um nur einige typische Bereiche zu nennen, können dem einen oder anderen Geschlecht eindeutig zugeordnet werden. Hier ist die Varianz innerhalb der Gruppe der Männer und innerhalb der Gruppe der Frauen viel größer als zwischen den beiden Geschlechtern. Anders gesagt heißt das, die Unterschiede zwischen verschiedenen Frauen oder zwischen verschiedenen Männern sind größer als die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Damit sieht Hyde ihre Hypothese bestätigt: Männer und Frauen sind sich sehr ähnlich und unterscheiden sich nur in wenigen Fällen grundlegend voneinander.

Quellen:

  • Hyde, J. (2005). The Gender Similarities Hypothesis. American Psychologist, 60, 6, 581-592.