Nachdem wir einige Grundmechanismen der Depression angerissen haben, stellt sich die Frage, wie man aus den Abwärtsspiralen heraus und in die Aufwärtsspiralen, in Richtung Besserung, hineinkommt.

Depression ist nicht gleich Depression

Zunächst ist festzustellen, dass es verschiedene Grade der Depression gibt und die heilenden Ansätze immer auch individuell und mit Augenmaß gewählt werden sollten. Nicht jede Trauer über den Tod eines geliebten Menschen, eine zerbrochene Beziehung oder ein gescheitertes Projekt ist gleich eine Depression. Man ist dann aus gutem Grund traurig und am besten ist, einfach zu trauern, statt die Trauer zu dämpfen.

Johanniskraut

Johanniskraut – ein probates natürliches Mittel bei Depressionen © Michael H. Lemmer under cc

Etwas anderes ist es, wenn ein Mensch scheinbar grundlos traurig ist, sich wahnhaft schuldig fühlt (d.h., dass für Außenstehende kein nachvollziehbarer Grund für sein Schuldempfinden mehr festzustellen ist) und sich immer mehr einigelt. Hier ist dringend therapeutische Hilfe geboten, eventuell verbunden mit einem stationären Aufenthalt, da die Gefahr groß ist, dass diese Menschen sich sonst das Leben nehmen.

Die meisten Depressionen bewegen sich irgendwo in der Mitte, sind mehr als eine leichte depressive Verstimmung und weniger als eine schwere Depression mit psychotischen Anteilen.

Therapeutisch bewährt hat sich in diesen Fällen die Kombination aus Medikation und Psychotherapie. Stimmungsaufheller allein bringen es oft nicht und vermitteln zudem nicht das Gefühl, sein Schicksal selbst beeinflussen zu können – und das kann man. Aber Medikamente können einen Weg bahnen, um jemanden erst mal in die Lage zu versetzen, eine Therapie beginnen zu können. Die Palette der Möglichkeiten ist breit und entgegen vieler Ängsten machen Antidepressiva nicht abhängig – es gibt sogar gute natürliche Wirkstoffe.

Therapiemethoden

An eine Psychotherapie sollte man pragmatisch herangehen, man kann auch sagen: Wer heilt, hat Recht. Bewährt haben sich Ansätze die zielorientiert sind, die also positiv auf das schauen, was man erreichen will, nicht unbedingt auf das was gewesen ist. Therapeutische Hilfe kann dabei helfen, dass diese Ziele realistisch sind, regelmäßig kontrolliert und dann auch erreicht werden.

In die Vergangenheit zu blicken kann freilich auch helfen, wenn es darum geht, falsche Skripte zu verändern; das sind stetig wiederholte und verinnerlichte Botschaften wie: „Das schaffst du sowieso nicht.“ „Ich bin unfähig.“ „Einmal Verlierer, immer Verlierer.“ „Wenn es nicht auf Anhieb klappt, klappt es nie.“ Diese Skripte, so fragwürdig sie sind, haben allein dadurch, dass sie einem wie in einer Endlosschleife durch den Kopf spuken, eine negative Wirkung.

Aufdeckende oder analytische Ansätze helfen dort, wo die ganze Familiensituation depressiv, misserfolgsorientiert und pessimistisch war: Das Glas, das immer schon halb leer war, Situationen in denen man vermittelt bekam, dass sich ein eigener Einsatz nicht lohnt und ohnehin nichts an den Umständen zu ändern sei. Manchmal findet man auch unbewusste Tendenzen der Selbstbestrafung, wenn etwa eine adäquate Partnerschaft oder beruflicher Fortschritt immer wieder sabotiert wird, obwohl viel mehr möglich wäre.

Systemische Ansätze haben ebenfalls Erfolge, sie arbeiten mit Partnern oder ganzen Familien, also dem sozialen Umfeld des Betroffenen und können über Veränderungen im ganzen System das Individuum mitunter sehr effektiv unterstützen. Sie stellen auch eine Möglichkeit dar, wenn das berufliche Umfeld krank machend ist, etwa durch Supervision.

Glücklicher junger Mann

Es gibt viele Möglichkeiten zu einen glücklichen Leben zurückzufinden © Felipe Holanda under cc

Immer positiver werden auch Imaginationen und innere Bilderreisen bewertet, die tendenziell auch „unrealistisch“ sein dürfen. Auch hier kann man depressiven Mustern auf die Schliche kommen und sie, ebenfalls auf der Bilderebene, ändern. Innere Bilder sind die Sprache der Emotionen und wirken auf anderen Ebenen als verbale Therapieansätze.

Diese Eigenschaft nutzt auch EMDR, eine verblüffend einfache Technik, die traumatisierende und belastende Erinnerungen lindern und manchmal komplett verarbeiten kann, so dass sich an das Ereignis noch erinnert wird, aber das niederdrückende Element verschwindet.

Wir verfügen heute also über ein breites Arsenal an Möglichkeiten zur Hilfe bei Depressionen.