Verletzende Worte scheinen sowohl in der realen Welt als auch in der Welt der sozialen Medien immer mehr zuzunehmen. Einige fühlen sich, selbst durch eine neutrale Aussage, schnell persönlich angegriffen, bewerten einander und lassen ihren negativen Emotionen anhand von abwertenden Kommentaren ihren Lauf.
Was du tun kannst, um verletzende Worte nicht an dich herankommen zu lassen, und wie du ihnen begegnen kannst, zeigen wir dir nachfolgend auf.
Verletzende Worte: So reagierst du am besten
Oftmals ist man perplex, wenn einem Unhöflichkeiten im Alltag begegnen. Viele wissen zunächst gar nichts zu erwidern. Ihnen steht sozusagen vor Schock der Mund offen, weil sie mit einer solchen Gemeinheit nicht gerechnet haben. Deshalb kann es ratsam sein, sich im Vorhinein schon ein paar Sätze zu überlegen, um schneller reagieren zu können.

Verletzende Worte können manchmal die Brücken zwischen zwei Menschen endgültig zum Einsturz bringen. © Alex under cc
Diese Schlagsätze, mit denen du im Kopf verschiedenen Situationen vorbaust, sollten nicht zu einem Schlagabtausch führen. Dementsprechend sollten sie neutral und nicht gemein sein. Dein Ziel ist es nicht, dich in einen Streit oder Machtkampf verwickeln zu lassen, sondern stattdessen mit möglichst großer Gelassenheit und innerem Frieden von der Situation Abstand zu nehmen.
Verschiedene Ansatzpunkte helfen dir dabei, auf verletzende Worte angemessen zu reagieren.
1. Frage nach.
Eine gute Reaktion auf verletzende Worte, die man trotz der eigenen »Schockstarre« über die Dreistigkeit der anderen Person gut umsetzen kann, ist das Nachfragen.
Zum Beispiel:
- »Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe. Kannst du es mir bitte noch einmal erklären?«
- »So, wie ich es verstanden habe, hört es sich für mich nicht gut an. Bitte erkläre mir, wie du das meinst?«
Durch das Nachfragen bringst du dein Gegenüber dazu, sich noch einmal selbst zu reflektieren. Die andere Person begibt sich von einer emotionalen Ebene auf eine eher sachlichere Ebene und wird sich nun in den meisten Fällen in ihren Aussagen korrigieren oder diese abmildern.
Wiederholt dein Gegenüber jedoch seine Beleidigungen, hast du seine Antwort – und damit jegliche Legitimation, dich aus einem Gespräch zu entfernen.
2. Gib Feedback zu verletzenden Worten.
Du kannst dem Menschen, der verletzende Worte an dich gesandt hat, eine neutrale Rückmeldung geben, ohne dich zu echauffieren oder ihn anzuklagen. So bleibst du respektvoll und lässt dich deinerseits nicht zu impulsiven Aussagen hinreißen.
Zum Beispiel:
- »Deine Aussage finde ich verletzend.«
- »Das, was du sagst, spiegelt nicht mein Empfinden wider. Ich sehe das anders.«
Und dann wirst du sehen, wie dein Gegenüber darauf reagiert. Meist rudern die Personen dann zurück oder beginnen, sich zu verteidigen. Du dagegen behältst die Kontrolle über deinen Teil des Gespräches und hast nicht dein Gesicht verloren.
3. Hinterfrage verletzende Worte.

Verletzende Worte tun nicht gut. © Ruslan Komarov under cc
Auch kannst du noch eine Stufe weitergehen, indem du die verletzenden Worte beziehungsweise negativen Kommentare deines Gegenübers stärker hinterfragst. Oftmals hört man die Zwischentöne bei einer Aussage heraus. Meint jemand etwas anderes, als er sagt, so kann man das meistens erspüren. Unser Bauchgefühl meldet sich, wenn sich in bestimmten Sätzen eine unterschwellige Botschaft verbirgt. Und es steht uns frei, das zu äußern.
Zum Beispiel:
- »Es hört sich für mich so an, als würde dahinter noch etwas anderes stehen. Möchtest du darüber reden?«
- »Ich höre bei dir gewisse Andeutungen heraus. Möchtest du mir nicht direkt sagen, was du meinst?«
Dermaßen klar aufgezeigt, wird dein Gegenüber nicht anders können, als sich entweder zu erklären oder eben die verletzenden Worte zu unterlassen.
4. Steige nicht auf die Abwertungen ein.
Es sei noch einmal explizit erwähnt, dass es wichtig ist, nicht auf die abwertenden Kommentare einzugehen. Wirst du selbst beleidigend, machst du dich angreifbar. Menschen, die zu destruktiven Aussagen und Verhaltensweisen neigen, drehen dann den Spieß um und werfen dir Beleidigungen vor. Ehe du dich dann erklärt hast, seid ihr plötzlich in gegenseitigen Schuldzuweisungen verstrickt, nach dem Motto: »Du hast aber angefangen!« Deshalb verhalte dich so, dass der andere Mensch dir nichts vorwerfen kann – und auch du dir nichts vorzuwerfen hast.
Dementsprechend steht es dir wahlweise frei, die verletzenden Worte zu übergehen. Du ziehst für dich den Schluss, dass eine Abgrenzung zu dieser Person erforderlich ist, ohne dich zu einem Gespräch auf dieser Ebene »herabzulassen«. Stattdessen wechselst du das Thema, übergehst die negativen Kommentare oder entfernst dich höflich aus dem Gespräch.
5. Antworte in kurzen Sätzen.
Viele Menschen geben viel Persönliches preis. Oft fragen sie sich im Nachhinein, warum sie so viel von sich erzählt haben. Im englischen Sprachraum spricht man bei diesem Verhalten vom Oversharing oder Over-Explaining, also einem übermäßigen Teilen von persönlichen Informationen oder einem Über-Erklären.
Ein solches Verhalten ist absolut nicht notwendig. Du musst niemandem etwas beweisen oder lang und breit deine Gründe für ein bestimmtes Verhalten darlegen. Wer dich missverstehen will, der wird dies auch nach tausend Worten noch tun. Und wer dir mit Respekt begegnet, der wird dir gegenüber auch respektvoll sein, wenn deine Aussagen weniger umfangreich sind.
Gibst du Persönliches von dir preis, machst du dich ebenfalls angreifbar. Antworte stattdessen in kurzen Sätzen auf Menschen, die nur allzu rasch dazu bereit sind, dich abzuwerten, um sich besser zu fühlen.
Erzählen diese Menschen beispielsweise etwas von sich, kannst du, anstatt ebenfalls von dir zu erzählen, bestimmte Phrasen verwenden.
Zum Beispiel:
- »Das klingt gut. Schön, dass du dich damit wohl fühlst.«
- »Ich freue mich für dich.«
- »Das hört sich gut an. Gratulation.«
- »Danke, dass du mir davon erzählst.«
Mit diesen Phrasen begegnest du einem anderen Menschen mit Respekt auf seine Erzählungen, die er mit dir geteilt hat. Du selbst jedoch offenbarst dich ihm nicht, weil du bereits die Erfahrung gemacht hast, dass diese Person nicht vertrauensvoll mit deiner Zugewandtheit umgehen kann.
Verwendest du Phrasen, bist du weder emotional noch persönlich involviert. Du hast einen inneren Abstand zu der Person.
6. Bleibe zielführend.
Verletzende Worte und abwertende Kommentare dienen niemals einer zielführenden Gesprächsführung. Sie dienen einzig dazu, eine andere Person als unzulänglich dastehen zu lassen. Du deinerseits kannst jedoch versuchen, zielführend zu bleiben – und gleichzeitig die verletzenden Worte zu stoppen.
Zum Beispiel fragst du gezielt gegen:
- »Bist du interessiert an einer Lösung?«
- »Bist du interessiert daran, dass die Beziehung/das Projekt läuft?«
Außerdem kannst du dein Gegenüber wieder in den aktuellen Moment zurückholen.
Zum Beispiel:
- »Falls du nicht an einer gemeinsamen Lösung interessiert bist, dann lass es mich jetzt wissen.«
Einerseits machst du so deinen Standpunkt deutlich und zwingst den anderen Gesprächsteilnehmenden das Ziel des Gespräches wieder mehr in den Fokus zu rücken und sich nicht mehr in verletzenden Worten zu ergießen.

Jeder Mensch sollte sich überlegen, welche Worte er an andere, insbesondere Kinder, richtet. © Clemens v. Vogelsang under cc
Eine andere Variante wäre:
- »Sag mir, wie deine Lösung/dein Vorschlag aussieht.«
- »Du sagst mir deinen Vorschlag und ich sage dir meinen Vorschlag. Und dann werden wir zu einem Kompromiss kommen.«
Falls jemand dein effizientes Gesprächsangebot verneint, dem ausweicht oder sich darüber lustig macht, hast du bereits deine Antwort. Dein Gegenüber ist nicht an einer Lösungsfindung interessiert.
7. Bei verletzenden Worten aus dem Gespräch entfernen.
Es steht dir jederzeit frei, dich bei Herabsetzungen und sonstigen direkten oder indirekten Angriffen aus dem Gespräch zu entfernen.
Zum Beispiel:
- »Ich möchte nicht, dass du so mit mir redest.«
- »Dein Kommentar war unfreundlich. Es ist besser, wenn wir das Gespräch an dieser Stelle nicht mehr fortführen. Ich gebe uns beiden die Zeit, um runterzukommen, und dann können wir wieder sprechen.«
Natürlich kannst du auch eine subtilere Variante wählen, um das Gespräch abzubrechen.
Zum Beispiel:
- »Meine Zeit heute ist leider begrenzt. Ich schlage vor, wir vertagen das Gespräch.«
- »Aktuell fühle ich mich nicht wohl, so wie sich unser Miteinander gerade gestaltet. Lass uns zu anderer Zeit noch einmal in Ruhe alles besprechen.«
Verletzende Worte nicht persönlich nehmen.
Wenn eine andere Person sich besser fühlen möchte, lass sie es tun. Herabsetzende Botschaften und destruktive Kritiken oder verletzende Äußerungen sagen viel über die Person aus, welche sich derer bedient. Oftmals haben diese Menschen keine hohe Frustrationstoleranz. Sie sind unzufrieden mit sich, sie neiden und gönnen nicht. Sie möchten sich besser fühlen. Lass sie gewähren. Du musst einen anderen erwachsenen Menschen nicht erziehen. Das obliegt nicht deinem Verantwortungsbereich. Alles was du für dich wissen musst, ist, dass diese Person nicht in deinen inneren Kreis gehören sollte.
Mache dir bewusst: Verletzende Worte werden nicht selten dazu genutzt, die eigene Unsicherheit zu verstecken. Sobald du dieses Verständnis verinnerlicht hast, nimmst du verletzende Worte nicht mehr persönlich.