Mentale Stärke zu erreichen, ist gar nicht so schwer. Oft fehlt einem lediglich das Handwerkszeug dafür. Doch jenes kann man lernen, wie so vieles in der psychischen Entwicklung. Wir haben 8 Aspekte zusammengetragen, an denen du ansetzen kannst, um mentale Stärke zu erreichen.

Mentale Stärke bekommen: Wie du es schaffst

Mentale Stärke steht für eine innere Aufrichtung, eine gesunde Abgrenzung gegenüber anderen Menschen, ein aktives Angehen des eigenen Lebens und die wohlwollende Haltung zu sich selbst. Wie du das schaffen kannst, erklären wir dir in den nachfolgenden Punkten.

1. Gehe voran.

Manchmal ist das Leben wie ein unruhiger Fluss oder wie ein Sturm. In diesen Phasen scheint alles auf einmal auf einen zuzukommen. Trotz dieser beängstigenden Ungewissheit weiter voranzugehen, wird dich innerlich stärker werden lassen. Trotze dem Sturm. Es ist keine Entweder-Oder-Entscheidung, ob man sich dem stellt oder nicht, sondern man kann in herausfordernde Situationen allmählich hineinwachsen.

Löwe liegt im Gras vor Baumstamm

Löwen jagen auch nur, wenn sie hungrig sind: Doch wenn wir mehr erreichen wollen, müssen wir die innere Unlust überwinden. © Peter Harrison under cc

Damit wir uns gleichmäßig und geerdet durch das Leben manövrieren können, ist ein gesunder Umgang mit Ängsten wichtig. Es gilt, durch die Angst hindurchzugehen, anstatt sie zu verdrängen. Ängste sind nicht übermächtig. Wir müssen uns von ihnen nicht vereinnahmen lassen. Wir können sie annehmen, fühlen und ziehen lassen. Und dennoch weitergehen.

2. Bleibe flexibel.

Eine gewisse Variabilität im Geiste ist erforderlich, um mentale Stärke zu gewinnen. Stoisch an der Umsetzung der Ziele zu arbeiten, selbst wenn sich abzeichnet, dass sie nicht gelingen können, gleicht ebenfalls einer Stagnation. Deshalb ist es wichtig, den Geist offen zu halten und Alternativen zu berücksichtigen. Je mehr inneren Abstand wir besitzen und je weniger wir uns von den Problemen vereinnahmen lassen, umso geweiteter wird unser Blick bleiben. Somit haben neue Handlungsoptionen mehr Gelegenheit, sich zu entfalten.

Bei vielen Menschen baut sich regelrecht eine innere Blockade auf, sobald sie etwas Neues lernen oder sich gegenüber Unbekanntem öffnen sollen. Das ist ganz normal. Unser Organismus versucht, im Gleichgewicht zu bleiben und mit den vorhandenen Energien zu haushalten. Anstrengungen lassen uns oft Unlust spüren. Ein Löwe jagt schließlich auch nur, wenn er es muss, weil er Hunger hat. Für ein Vorankommen, beruflich oder privat, ist es jedoch entscheidend, diese Hemmung zu überwinden, stets bereit, aktiv und aufgeschlossen zu bleiben. Auch das stärkt innerlich.

3. Umgebe dich mit positiven Menschen.

Wir wir uns selbst sehen, hängt auch davon ab, wie wir von den Personen aus unserem Umfeld wahrgenommen werden. Es macht einen Unterschied, ob nahestehende Bezugspersonen uns ständig suggerieren, nicht gut genug zu sein, oder ob wir in unserem Wesen bestärkt und ermutigt werden. Sich mit positiven Menschen zu umgeben, die nur das Beste für dich wollen, wird dich entscheidend auf deinem Weg zu mehr mentaler Stärke voranbringen können.

4. Misserfolge steigern die mentale Stärke.

Frau mit langen Haaren sitzt im Publikum

Mentale Stärke wächst mit der Aufgeschlossenheit gegenüber sich selbst und anderen. © Chris Hunkeler under cc

Erfolge geben dir einen Schub fürs Selbstbewusstsein, das ist keine Frage. Doch Misserfolge können ebenso viel Gutes für dich tun. Wenn du lernst, gut mit Misserfolgen umzugehen, wirst du deine Resilienz, also deine seelische Widerstandskraft, stärken. Mit jedem Misserfolg erlangst du die innere Gewissheit, dass das Leben danach weitergeht und nicht die große Katastrophe passiert, die du im Vorhinein antizipiert hast. Aus Rückschlägen lernt man oft mehr als aus Erfolgen. Wir gewinnen nicht nur an Erfahrungen durch diese, sondern sie unterfüttern unsere mentale Stärke.

5. Mental stark: Bestärke dich selbst.

Spreche positiv mit dir. Komme, was wolle. Sei dir selbst ein guter Freund oder eine gute Freundin. Du hast nichts gewonnen, wenn du dich selbst beschämst oder erniedrigst. Im Gegenteil. Dadurch erschwerst du dir die innere Aufrichtung. Sobald du dich mit negativen Worten in den inneren Abgrund reißt, boykottierst du dich. Das grenzt nicht selten an einer Form des Selbsthasses. Doch die Person, mit der du definitiv dein ganzes Leben verbringen musst, bist du selbst. Du entscheidest, wie düster oder wie hell es in deinem Kopf ist.

6. Vergleiche dich nicht.

Zumindest nicht ständig. Natürlich ist es erlaubt, sich von anderen Menschen etwas abzuschauen. Aber man sollte sich nicht immerzu mit jemandem vergleichen. Auch können wir selbstverständlich Ratschläge von anderen Personen einholen oder eine konstruktive Kritik. Aber die Meinung anderer sollte weder unseren Selbstwert noch unser Leben bestimmen. Mentale Stärke steht auch für eine innere Unabhängigkeit. Konzentriere dich auf dein Leben. Überlege, wie du vorankommst, anstatt ständig nach links und rechts zu schauen. Das lässt dich nur langsamer werden.

7. Gebe dir Raum.

Baum mit breiter Krone auf Wiese

Ein starker Baum hat tiefe Wurzeln und eine breite Krone: Ähnlich verhält es sich auch, wenn wir eine mentale Stärke entwickeln wollen. © Anders Thirsgaard Rasmussen under cc

Viele selbstunsichere Menschen haben die innere Tendenz, sich vor dem Leben zu verstecken. Sie möchten am liebsten unsichtbar sein. Menschen, die mentale Stärke besitzen, sprechen sich hingegen einen gewissen Raum zu. Sie legitimieren ihr Dasein. Sie haben das Recht dazu, auf dieser Welt zu existieren. Dieser Punkt steht nicht konträr zu einer angemessenen Rücksichtnahme gegenüber dem sozialen Umfeld. Sich selbst genügend Raum zu geben, heißt nicht, mit einer »Achtung, hier komm ich!«-Attitüde durch die Welt zu marschieren. Vielmehr bedeutet es, dass man sich ein ausreichendes Selbstverständnis entgegenbringt und dieses Selbstverständnis aber auch bei anderen Menschen akzeptiert. Kurzum: Jeder Mensch kann und darf Raum einnehmen.

8. Stehe morgens gerne auf.

Das Leben ist nicht immer ein Tanz auf rosafarbenen Wolken. Es kann dröge, beängstigend, traurig oder anstrengend sein. Jedoch solltest du es dir im Großen und Ganzen so einrichten, dass du zufrieden in den Tag startest und dich nicht nur von Wochenende zu Wochenende hangelst.
Finde an deinem Job das Positive und stelle es für dich heraus. Sollten die negativen Punkte derart überwiegen, kannst du jederzeit in Erwägung ziehen, den Job zu wechseln. Ein ungesundes Arbeitsumfeld mit missgünstigen Kollegen oder Kolleginnen kann sehr belastend sein. Sollest du bereits versucht haben, damit zurechtzukommen oder dagegen anzugehen, ohne dass sich etwas auf deiner Arbeit verändert hat, kann es manchmal völlig legitim sein, das Feld zu räumen. Selbst wenn der Aufwand zu Anfang größer ist und die Veränderung in deinem Leben dich mehr Energie kostet, auf lange Sicht wirst du von diesen Anstrengungen sehr wahrscheinlich zugunsten einer höheren Lebenszufriedenheit profitieren können. Zudem gewinnst du an mentaler Stärke. Schließlich hast du für dich Sorge getragen und dich durch Unwägbarkeiten hindurchgekämpft.

Mentale Stärke ist ein Prozess

Du wirst nicht mit dem Finger schnipsen können und plötzlich von Heute auf Morgen mentale Stärke erreichen können. Der Prozess gleicht einer inneren Reifung. Du setzt an den verschiedenen Punkten deines Lebens an, drehst hier und da an den Stellschrauben, veränderst deine Gedankenwelt und deine Gewohnheiten. Wie die Triebe an einem Baum wird dein Inneres immer weiter hochreifen und dich mehr und mehr erstarken lassen.