Die dunkle Triade der Persönlichkeit gilt als unheilvoller Dreiklang sozial problematischer Persönlichkeitsmerkmale. Machiavellismus sowie klinisch nicht relevante Ausprägungen in Narzissmus und Psychopathie unterscheiden sich in Teilen voneinander, sie eint jedoch ein gemeinsamer dunkler Kern. Bei einer Person mit einer starken narzisstischen Charakterausprägung können mit höherer Wahrscheinlichkeit auch machiavellistische und psychopathische Züge vorliegen.
Wie unterscheiden sich die Konstrukte voneinander und kommen Menschen mit dieser Charakterstruktur wirklich weiter im Leben? Sind sie erfolgreicher?
Die dunkle Triade: Welche Persönlichkeit steckt dahinter?
Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie haben manches gemeinsam. Sie gehen mit einem starken Selbstbezug einher genauso wie mit ausnutzendem und unmoralischem Verhalten. Es finden sich wenig bis keine Empathie, kaum Verträglichkeit und Kooperationsbereitschaft. Menschen mit diesen stärkeren Merkmalsausprägungen sind auf ihren Vorteil bedacht.
Drei Merkmale zur Beschreibung der dunklen Triade
Das Konzept der dunklen Triade geht auf die kanadischen Psychologen Delroy Paulhus und Kevin Williams von der University of British Columbia zurück. Die drei Merkmale zur Beschreibung von Persönlichkeitsunterschieden in der Allgemeinbevölkerung sind zwar überwiegend aus klinischen Konzepten abgeleitet, dennoch ermöglichen sie die Unterscheidung von subklinischen Ausprägungen in einer nicht-klinischen Population. Ausgehend von einem dimensionalen Ansatz zur Persönlichkeitsbeschreibung liegt das theoretische Modell zugrunde, dass eine Person beispielsweise nicht entweder „narzisstisch“ oder eben „nicht narzisstisch“ ist, sondern dass wir alle mehr oder weniger narzisstische Tendenzen aufweisen. Oder mehr oder weniger schüchtern sind, oder mehr oder weniger egoistisch sind. Das bedeutet im Umkehrschluss auch:
Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie – die Dunkle Triade der Persönlichkeit – lassen sich bei jedem Menschen in gewissem Ausmaß feststellen.
zitiert nach Jauk et al. (2018), Psychotherapie im Dialog, Georg Thieme Verlag
Je nachdem, wie stark diese Eigenschaften ausgeprägt und inwiefern sie verhaltensbestimmend sind, können sie mit problematischen Verhaltensweisen einhergehen.
Facetten des dunklen Kerns
Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie unterscheiden sich in einigen Punkten voneinander.
Narzissmus: Streben nach Anerkennung
Der Narzissmus steht für einen überhöhten Selbstanspruch. Menschen mit dieser Merkmalsausprägung besitzen einen starken Selbstbezug und sprechen der eigenen Person eine übertriebene Wichtigkeit zu. Sie fühlen sich überlegen und möchten bewundert werden. Narzissmus kann sich dominant und extravertiert zeigen, aber auch stark verletzlich und sensibel. Beim vulnerablen Narzissmus zeigt sich der überhöhte Selbstanspruch verdeckt.
Narzisstische Verhaltensweisen gehen häufiger mit Vorherrschaftsansprüchen und dem Ausnutzen anderer einher.
Diesen Personen ist es sehr wichtig, wie andere sie sehen, was den Narzissmus von den sogenannten Maliziösen Zwei – dem Machiavellismus und der subklinischen Psychopathie – unterscheidet …
zitiert nach Schiemann, S. J. & Jonas, E. (2020), Organisationsberatung, Supervision, Coaching, Springer Link
Machiavellismus: Das Ziel ist die Zielerreichung
Im Gegensatz zu narzisstischen Personen streben Menschen mit machiavellistischen Merkmalsausprägungen weniger nach Bewunderung, sondern mehr nach Macht beziehungsweise der Umsetzung ihrer Ziele. Um ihre Ziele zu erreichen, gehen sie strategisch vor. Sie gelten als stark manipulativ und meisterhaft in der Täuschung anderer.
Sie sind moralisch und ideologisch flexibel, um ihre Ziele zu erreichen.
zitiert nach hogrefe
Machiavellistische Menschen geben ihrem Gegenüber das Gefühl, von Relevanz zu sein. Im Endeffekt ist es jedoch nur eine Strategie zur Zielerreichung. Sie besitzen eine hohe Durchsetzungskraft und schrecken nicht vor Berechnung, Hinterlist und Betrug zurück. Menschen mit diesen Persönlichkeitstendenzen benutzen andere Personen für ihr eigenes Wohl. Ihre Sicht auf das Leben gleicht einem Schachspiel um Macht.
Machiavellismus: Worauf der Begriff basiert
Der Begriff Machiavellismus geht auf den italienischen Staatsphilosophen und Diplomaten Niccolò di Bernardo dei Machiavelli zurück, der Ende des fünfzehnten/Anfang des sechzehnten Jahrhunderts in Florenz lebte. Sein Werk „Il principe“ (zu deutsch: Der Fürst) nähert sich der Macht analytisch und charakterisiert ein rationales Vorgehen, bei dem die eigenen Interessen Vorrang haben vor moralischen und ethischen Bedenken. Alles zum Zwecke der eigenen Zielerreichung und der Sicherung des Wohlergehens.
Psychopathie: Suche nach Thrill
Psychopathische Personen sind Sensation Seeker. Sie sind auf der Suche nach Kicks, nach Nervenkitzel. Für das Erlangen von abwechslungsreichen, starken emotionalen Eindrücken sind sie bereit, körperliche und soziale Risiken einzugehen. Sie brauchen etwas, das sie stimuliert, das bei ihnen emotional etwas auslöst.
Psychopathie geht mit Risikobereitschaft, Rücksichtslosigkeit und Impulsivität einher. Menschen mit psychopathischen Tendenzen können durchaus charmant auftreten, aber ihr Inneres ist geprägt von Kaltherzigkeit. Andere Menschen sehen sie eher wie Objekte. Sie spüren keine Angst, deshalb fürchtet eine stark psychopathische Person die Konsequenzen nicht. Aufgrund dessen besteht bei Personen mit psychopathischen und antisozialen Tendenzen auch eine höhere Bereitschaft zu delinquentem Verhalten beziehungsweise Straffälligkeit.
Die dunkle Triade: Persönlichkeit und Erfolg
Während Narzissmus in der Öffentlichkeit auf ein starkes Interesse stößt, zum Beispiel in Zusammenhang mit einem narzisstischen Partner, einem narzisstischen Familienmitglied oder einer narzisstischen Chefin, sind die anderen Verhaltensausprägungen bezogen auf den Normbereich weniger bekannt. Bei Psychopathie denken wir an Serienmörder, und Machiavellismus haben die wenigsten von uns schon einmal gehört.
Tatsächlich finden sich Personen mit diesen drei Merkmalsausprägungen häufiger als gedacht, wenn auch im eher moderaten Bereich. Und selbst wenn Menschen höhere Merkmalsausprägungen besitzen, heißt es nicht zwangsläufig, dass sie, bezogen auf den klinischen Bereich, auffällig sind.
Kommen Menschen mit der dunklen Triade weiter im Leben?
Menschen mit hohen Ausprägungen bei der dunklen Triade sind durchaus häufiger in Führungspositionen zu finden.
Eine Studie von Spurk et al. (2015) zeigt, dass hohe Narzissmuswerte mit einem höheren Verdienst einhergehen. Machiavellismus steht in einem positiven Zusammenhang zu Führungspositionen und Zufriedenheit mit der Karriere. Psychopathie hingegen scheint in einem negativen Zusammenhang mit den analysierten Faktoren zu stehen. Es kommt vermutlich immer auf die Kombination der Merkmalsausprägungen in den drei Bereichen der dunklen Triade an sowie auf die Verhältnismäßigkeit, inwiefern eine solche Person erfolgreich ist.
Die dunkle Triade scheint demnach in gewisser Weise für das berufliche Vorankommen förderlich zu sein. Viele führende Köpfe von Organisationen vereinen in sich ein charismatisches Auftreten, aber auch die Bereitschaft, alles für den Erfolg zu tun. Sie besitzen häufig ein gutes Gespür für die Stärken und Schwächen anderer und sind bereit, diese für sich zu nutzen.