Wasser rationieren für Kraftwerke?

Mann in Boot auf nebligem Eissee

Die Szene wirkt romantisch oder einsam oder unheimlich oder betörend … In dieser etwas Gleichzeitigkeit kann man auch die Gegenwart erfahren. © CLAUDIA DEA under cc

Nicht nur Handwerker und Gas werden knapp, demnächst auch Wasser. „Jeder Europäer und jede Europäerin verbraucht im Jahr 4.815 Liter Wasser. Mit 44% hat die Stromerzeugung in fossilen und Atomkraftwerken den größten Anteil am Wasserverbrauch, gefolgt von der Landwirtschaft mit 24%, den Haushalten mit 21% und der Industrie mit 11%.“[1] Die Zahlen sind aus 2014, aber müssen wir in einem Europa, in dem Wasser knapper wird bald den privaten Verbrauch rationieren, damit Kraftwerke gekühlt werden können?[2]

Dabei wäre Strom genug da, nur stehen ganze Windparks still, wenn es Überkapazitäten gibt und der Strom von dort gar nicht eingespeist werden kann. Eine Frage der Speicher, damit auch im Strom produziert und gespeichert werden kann, wenn das Stromnetz voll ist.

Intelligente Stromnetze mit dezentralen kleinen Speichereinheiten in Haushalten und E-Autos, die dann auch wieder angezapft werden können sind ein Punkt, der andere ist Wasserstoff als Energiespeicher. Der in Phasen der Überproduktion anfallende Strom muss nicht ins Stromnetz eingespeist werden, sondern kann direkt zur Wasserstoffproduktion aus Wind- oder Solarenergie genutzt werden.

Die Düngemittelproduktion für die Landwirtschaft ist energieintensiv, heißt Kraftwerke müssen laufen, die Hauptenergiequelle ist Erdgas und sie verbrauchen zur Kühlung Wasser. Zudem ist die Landwirtschaft die andere große Quelle des Wasserverbrauchs. Weniger düngen und weniger Anbau von Nahrungsmitteln, die viel Wasser brauchen, sowie mehr Effizienz bei der Nahrungsmittelversorgung, in Form von weniger Massentierhaltung sind Strategien, die in einander greifen und unser Lebensgefühl nicht verschlechtern müssen. Neben Fleischersatz und Laborfleisch könnte weniger, aber deutlich hochwertigeres und schmackhafteres Fleisch auf dem Markt bleiben und das ist kein theoretisches Konstrukt, sondern war bis vor 200 Jahren der Normalfall. Es geht also nicht um Verzicht, sondern, im Gegenteil um mehr Genuss und Qualität.

Wir könnten sozialer werden

Es gibt einen, an sich eigenartigen Zusammenhang zwischen Wohlstand und sozialem Engagement oder Interesse. Eigenartig, weil diejenigen, die wenig haben, einander oft unterstützen, manchmal in einem Maße, das die besten Seiten des Menschseins durchschimmern lässt. Hat man endlich erreicht, wovon man träumt, ein wenig mehr Wohlhaben, wird man zumindest statistisch unsozialer, teilt weniger gerne und distanziert sich emotional von den anderen, die weniger haben.

Dabei wird dieses Gefühl der Solidarität, bei denen, die es erlebt haben, hoch geschätzt und von jenen, denen geholfen wird, aber auch von den Helfenden als beglückend empfunden. Inzwischen ist aber alles ziemlich kompliziert. Einen Automatismus gibt es auch da nicht, arme Menschen sind keine besseren Menschen, manche sind reich und extrem spendabel und sozial engagiert, manche Aufsteiger haben ihre Herkunft nicht vergessen.

Die revolutionäre Vereinigung der Proletarier aller Länder ist ausgeblieben und wird es wohl weiterhin. Dennoch wird uns auch im reichen Deutschland mehr und mehr bewusst, dass zumindest relative Armut längst ein Thema ist, verbunden mit Bildung, Migration und einem Wirtschaftssystem, bei dem nicht das Wohl des Menschen, sondern der Erhalt des Wirtschaftssystems an erster Stelle steht. Es wird zwar dann immer wieder behauptet, das Wohl der Menschen sei abhängig vom Erhalt Wirtschaftssystems, aber stimmt das, angesichts prekärer Beschäftigungen, unverschuldeter Armutsgefahr bei immer mehr Angehörigen der Mittelschicht und einer Welle von Altersarmut, die vor der Tür steht?

Auch hier hängen viele Probleme zusammen. Armut korrespondiert mit geringer Bildung, diese mit weniger Empathie und auch einer Entidentifikation mit unserer Demokratie. Die soziale Durchlässigkeit, die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg ist gering, wenn man arm ist oder einen Migrationshintergrund hat. Wir können angesichts einer demografisch alten Bevölkerung gar nicht groß wählerisch sein, aber wir könnten offener und fairer werden, weniger Bürokratiemurks anrichten und klare Regeln formulieren, was wir erwarten und wo wir Grenzen ziehen.

Gleichzeitig könnten wir versuchen Strukturen zu errichten, die abseits des Geldes die Versorgung der Menschen gewährleistet, die Ideen dazu sind längst da, die Not kann dazu führen, dass sie stärker als in der Vergangenheit umgesetzt werden. Gemeint sind vornehmlich Wohnprojekte, in denen man sich wechselseitig unterstützt. Das müssen keine einzelnen Häuser bleiben, man kann auch Straßen oder Stadtteile oder dörfliche Strukturen nutzen, gerade, wenn man keine eigenen Angehörigen hat. Die Alternative, ein Altenheim, ist meistens teuer und schlecht.

Da ist allerlei denkbar, solche Regionen könnten von vorn herein energieautonom konzipiert werden und so, dass sie attraktiv für alt und jung sind und vor allem pensionierten Alten Aufgaben geben, statt sie mit der Rente auf Eis zu legen.

Die Chancen bewusst erkennen

Es ist schon ein wenig verrückt. Da haben wir Angst davor, zu verhungern und zu erfrieren, die Realität ist jedoch, dass wir stark unter Übergewicht, Bewegungsmangel und tendenziell überheizten Wohnungen leiden. Unsere Fitness, unsere Bildung unsere Geschicklichkeit sinken.

Bewegung täte uns ausgesprochen gut, während der Zeit in der verstärkt auf Home Office zurück gegriffen wurde, gab es eine Online-Rekordanfrage bezüglich Rückenschmerzen. Mehr Bewegung täte nicht nur bei Kälte gut, sondern natürlich gegen das Übergewicht, die Koordinationsschwierigkeiten, aber auch gegen Schmerzen anderer Art, Angstzustände, Demenz und Depressionen.

Viele müssten sich überwinden, wären danach aber besser drauf, allein schon, weil sie sich überwunden haben. Das aktiviert unser Belohnungssystem. Macht man dann noch das, was einem Spaß macht, ist das noch besser. Bewegung ist für Körper und Psyche gleichermaßen wichtig.

Nicht nur die Kälte macht uns zu schaffen, also, falls sie es denn tun wird, eine realistischere Gefahr könnte in den nächsten Jahren die Hitze werden. Vor allem in den Städten, wenn Beton und Asphalt die Hitze speichern, werden Städte immer ungemütlicher werden. Klimaanlagen könnte zumindest drinnen für Abhilfe leisten, ziehen aber sehr viel Strom und verschärfen so wieder das Grundproblem, den Klimawandel.

Auch hier könnten wir grundsätzlich umdenken und mehr Wasser und Grün in unsere Städte holen. In Wäldern ist es durchschnittlich 8° kälter, nicht nur durch den Schatten, auf durch die Verdunstungskälte. Ein veränderte Bauweise kann zu Kamineffekten führen, die Häuser dann ohne Energiezufuhr effektiv kühlen.

Umweltschutz und Wohlergehen sollten und brauchen nicht gegen einander ausgespielt zu werden, denn sie bedingen einander sehr umfassend.

Blockbildungen sind unnötig

Dass es uns besser gehen wird ist kein Wunschtraum, erst recht keiner, der einem bestimmten Lager zugerechnet werden müsste. Wir können lernen, dass wir manches zu Unrecht verabschiedet haben. Traditionen reichten vielen lange Zeit nicht aus, galten sogar als muffig und suspekt. Oft handelt es sich jedoch um die Weitergabe bewährter Muster. Allmählich erkennen wir, dass die eine Praxis, die wir verabschiedet haben, für einige Zeit folgenlos erscheinen mag, aber ob das für die Summe dann auch noch gilt, darf man bezweifeln. Zu groß sind inzwischen die Probleme, die wir überall haben und sie sind nicht allein auf Corona und den Krieg in Europa zu reduzieren. Einige Punkte wurden erwähnt.

Wir müssen durch ein Tal der Tränen, da sollten wir uns nichts vormachen. Aber wir sollten uns Gedanken machen, ob es wirklich den Kern unserer Kultur ausmacht, Essen wegzuschmeißen. Warum gelingt uns kein Verkehrskonzept zu entwerfen, das es nicht allen Verkehrsteilnehmern gleichermaßen unattraktiv macht, sondern wo Mobilität einfach und effektiv ist.

Gegen eine hübschere Umgebung, die uns zugleich vor Wetterextremen schützt, kann auch niemand etwas haben, ein Abbau von Bürokratie und an Armut stünde uns ebenfalls gut zu Gesicht.

In einer Mischung aus vielleicht falscher Bescheidenheit oder Resignation wird oft gesagt, es sei viel zu unerheblich, was wir hier machen. Das mag stimmen, aber von irgendwo muss der Impuls ausgehen und wenn eine fortschrittlichere Region den Wandel hinbekommt, ist das zugleich ein Angebot für die Welt, die noch immer auf uns schaut. Alles nur Kleinigkeiten?

Welcher große Schritt würde uns denn was bringen? Den einen, der alles ändert, gibt es nicht, auf das Zusammenspiel kommt es an. Wie war es denn früher, da sind wir durch die Welt gereist um zu missionieren. Von diesem Eurozentrismus sind wir zum Glück etwas kuriert, sind lernbereit geworden, aber das heißt ja nicht, dass wir alles was war verdammen und negieren müssen.

Hier und heute haben wir die Möglichkeit entscheidende Weichen für die Zukunft zu stellen. Das kann auch eine wesentliche Zutat für ein erfülltes Leben erkennbar machen, denn unsere Schritte sind sinnvoll. Jeder kann sie auf seine Art gehen. Dass es uns besser gehen wird, ist nicht garantiert, aber durchaus möglich.

Quellen:

  • [1] https://www.windkraft-journal.de/2014/03/21/fossil-und-atomkraftwerke-sind-die-groessten-wasserverbraucher-windenergie-hilft-wassersparen/50211
  • [2] https://www.deutschlandfunk.de/politik-plant-vorsorge-warum-das-wasser-in-deutschland-100.html