Für eine gesunde und glückliche Beziehung braucht es eigentlich nicht viel – denkt man. Doch es gibt sehr viele Singles mit gescheiterten Beziehungen in unserer Gesellschaft. Nicht wenige haben Erfahrungen mit toxischen Partnerschaften, in denen sie manipuliert und angelogen wurden und ihr Selbstwert untergraben wurde. Solche Erfahrungen möchte sich jeder ersparen. Deshalb haben wir fünf Dinge, die eine Beziehung ausmachen, herausgearbeitet. Diese fünf Pfeiler sollen dir als eine Orientierung in deinem jetzigen und zukünftigen Beziehungsleben dienen. Erfüllt deine Partnerschaft diese fünf Punkte, stehen alle Zeichen auf „bleiben“. Kommt es hingegen bei einem oder mehreren der Pfeiler zu Komplikationen, stehen die Zeichen sicherlich zunächst erst einmal auf Beziehungsarbeit und bei Nichterfolg womöglich sogar auf „Go“.

Fühlt sich deine Beziehung gut an?



Am wichtigsten ist und bleibt natürlich auch das Bauchgefühl. Es wird viel zu oft unterschätzt und von unserem Gehirn (und unseren Verlustängsten) „ins Aus“ gequatscht. Dabei ist unsere Intuition eine wertvolle Institution bei der Entscheidungsfindung. Manche Beziehungsexperten behaupten, eine Trennung ist bereits ab dem Zeitpunkt in die Wege geleitet, sobald man das erste Mal überlegt, sich zu trennen. Andere wiederum sind der Meinung, dass wir in der heutigen Gesellschaft im Zuge der Schnelliglebigkeit und Selbstoptimierung viel zu rasch eine Beziehung oder Freundschaft über den Haufen werfen. Die Liebe wird zunehmend austauschbarer und ökonomisierter. Die Wahrheit befindet sich wahrscheinlich irgendwo zwischen diesen beiden Ansichten.

Fünf Säulen: Dinge, die eine Beziehung ausmachen

Fünf bunte Säulen vor Meereshintergrund

Die fünf Dinge, die eine Beziehung ausmachen, machen die Partnerschaft stabiler und beide Partner zufriedener. © Frank Behrens under cc

Die Dinge, die eine Beziehung ausmachen, lassen sich auf fünf stabile Stützpfeiler für eine glückliche Partnerschaft herunter brechen.

1. Realistische Erwartungen

Viele Menschen haben sehr hohe Erwartungen daran, was der Partner erfüllen müsste, wie er sein sollte. Das geht zu gewissen Teilen jedem von uns so. Bestimmt hast du auch schon mal eine Situation erlebt, in der du eine bestimmte Vorstellung davon hattest, wie ein Tag/Abend etc. verlaufen sollte. Du hast dich darauf gefreut. Doch dann kam alles anders. Dein Partner verspätete sich mal wieder zum gemeinsamen Abendessen und in dir keimte der Verdacht auf, eure gemeinsame Zeit könnte ihm nicht so wichtig sein wie dir. Oder vielleicht hat er auf einer Party zu häufig mit einer anderen Person gesprochen, obwohl ihr doch eigentlich zusammen Spaß haben wolltet. So ist das leider mit den Erwartungen. Sie können enttäuscht werden. Nicht immer reagiert ein anderer Mensch so, wie wir es uns wünschen. Denn schlussendlich ist und bleibt er: eine eigenständige Person. Das sollten wir unserer manchmal überzogenen Erwartungshaltung klarmachen.

Erlaube Seeleninput von außen

Deshalb: Hinterfrage deine Erwartungen. Keine einzelne Person kann alle deine Erwartungen und Bedürfnisse erfüllen. Weder durch Manipulation, noch durch Zwang, noch durch die Forcierung von Empathie oder dem Auferlegen bestimmter Ressentiments ist dies zu erreichen. Es ist wichtig, außerhalb deiner Beziehung andere soziale Beziehungen zu pflegen. Diese können beispielsweise auf freundschaftlicher oder kollegialer Basis geführt werden. Vielleicht hat dein Partner auf ebenjener Party mit dieser einen Person ein besonders gutes Gespräch geführt. Das heißt nicht automatisch, dass er mit dir keine guten Gespräche führen könnte. Er hat sich lediglich einen erlaubten Seeleninput geholt. Auch das darf in einer auf Vertrauen basierenden Beziehung sein.
Indem du mehrere wichtige soziale Beziehungen pflegst, hältst du deine sozialen Kontakte mehr in Balance, bekommst frischen Input von außen und deine Erwartungshaltung relativiert sich. Den eigenen Selbstwert zu stärken (und auch vom Partner zusätzlich gestärkt zu bekommen) verringert die Eifersucht.

2. Sicherheit trotz Unstimmigkeit

Paar sitzt am Tisch am Fluss und hält Hände

Auch bei Problemen sollte man miteinander verbunden bleiben. © Wyatt Fisher under cc

Hast du das Gefühl, deinem Partner nicht alles sagen zu können? Traust du dich nicht, ihm zu sagen, was du wirklich fühlst? Obacht! Ein solches Gefühl könnte für eine ungesunde Partnerschaft sprechen, in der man sich nicht frei entfalten kann. In einer guten Partnerschaft soll man sich nicht nur miteinander, sondern auch individuell weiterentwickeln können. Eine gesunde Partnerschaft ist kein Versteckspiel, auch kein Machtspiel. Zu den Dingen, die eine Beziehung ausmachen, zählt nach wie vor ein respektvolles Miteinander auf Augenhöhe.

Doch was macht man, wenn man beispielsweise in einem Streit aufgewühlt ist? Das Problem verhärteter Fronten ist sicherlich vielen Menschen bekannt. Wir alle tragen seelische Altlasten mit uns herum, fühlen uns manchmal zurückgesetzt und ungeliebt. Das kann zu starken emotionalen Reaktionen führen (aber niemals zu verbaler, körperlicher oder verdeckt aggressiver Gewalt!). Man macht emotional dicht, schottet sich ab und der andere schafft es in diesem Moment nicht, seinen Partner zu erreichen. Befindet sich einer der Partner (oder beide) in einem emotionalen Ausnahmezustand – etwa nach einem Streit –, gilt es, den Harmoniedruck herauszunehmen und Ruhe zu bewahren. Abstand hilft in den meisten Fällen, um emotional runterzukommen und sich später wieder an den Partner anzunähern.

Selbst im Streit eine gute Kommunikation wahren

Auch – und insbesondere – im Streit ist dieser Grundsatz zu befolgen: Zu den Dingen, die eine Beziehung ausmachen, gehören ganz sicher nicht toxische Spielchen wie Silent Treatment (also Bestrafung durch Ignorieren) oder Trennungsdrohungen. Eine kurze Pause nach einem Streit kann und sollte in Ruhe angekündigt sein und nicht die Verlustängste des anderen triggern. Zum Beispiel lässt es sich in der Art ausdrücken: „Mach dir keine Sorgen, es ist alles gut. Aber ich brauche mal eben ein paar Stunden für mich, um runterzukommen und alles für mich einzuordnen.“

3. Aufgeschlossen bleiben

Paar steht am Geländer am Fluss, Shirt-Aufschrift ist Chill

Der Umgang mit den eigenen Emotionen ist wichtig für eine vertrauensvolle Partnerschaft. © Wyatt Fisher under cc

Ungeachtet der überschießenden Gefühle im Streit ebenso wie insgesamt in einer Partnerschaft sollte man versuchen, emotional verbunden zu bleiben. Das gelingt umso besser, je mehr man lernt, Verständnis füreinander aufzubringen. Hinterfrage und erfrage die Motive des anderen. Was hat ihn zu einem bestimmten Verhalten bewogen? Was könnt ihr beide dafür tun, um eurer Miteinander in einer bestimmten Situation zukünftig anders zu gestalten?

Je gefestigter die Beziehungsbasis insgesamt ist, desto erfolgreicher ist die Bewältigung partnerschaftlicher Streits. Stille Verbundenheit zueinander, Empathie füreinander, aber auch Sensibilität, Verspieltheit und Kooperationsbereitschaft helfen dabei. An dieser Stelle kommt mitunter ein gutes Sexleben ins Spiel. Es stärkt die Verbundenheit, gewährt jedoch auch aus der Sicherheit heraus mehr Lockerheit und weniger Eifersucht in einer Partnerschaft. Demgegenüber wäre es selbstredend nicht gut, wenn man nur mit dem Partner schliefe um der Harmonie willen oder damit er nicht fremdgeht. Auch das kommt in vielen toxischen Partnerschaften vor und sollte auf keinen Fall ungesagt bleiben. Häufiger sind es die Frauen, die sich auf die eine oder andere Art dazu verpflichtet fühlen, „ihren partnerschaftlichen Pflichten nachzukommen“. Auch die Motive wie zum Beispiel, vor dem Freundeskreis als ein Paar dazustehen, das noch ein gut funktionierendes Sexleben hat, oder „den Mann glücklich und zufrieden zu machen“, sind selbstverständlich letztendlich selbstwert- und beziehungsschädigend.
Merke: Eine Frau, die als Person sie selbst sein kann, sich gesehen und anerkannt und geliebt fühlt, die zudem die Möglichkeit einer eigenständigen Positionierung in einer Partnerschaft hat, wird sich auch in der Sexualität mehr fallenlassen können. Eine Frau, deren Selbst(wert)gefühl unterwandert wird, wird über kurz oder lang die Sexualität mit dem Partner abflachen lassen oder sich selbst aufgeben. (#femaleempowerment)

Selbstfürsorge und Kooperation: ein Balanceakt

Verständnis füreinander, gegenseitige Akzeptanz, eine gewaltfreie Kommunikation und Kooperationswille müssen von beiden Seiten in einer Partnerschaft kommen. Andernfalls läuft man Gefahr, in das Ungleichgewicht einer toxischen Partnerschaft zu geraten, bei der der eine Partner mehr Raum und Rechte für sich beansprucht und der andere mehr zurücksteckt. Wer zu empathisch ist, der kann schnell ausgenutzt werden. Deshalb ist die Balance zwischen Empathie für andere und Selbstfürsorge wichtig.

Im nächsten Teil unserer Artikelserie über die fünf Dinge, die eine Beziehung ausmachen, besprechen wir die übrigen zwei – unabdingbaren – Säulen für eine gefestigte Partnerschaft. Im Gegensatz zu den bisher genannten Punkten, die sich mehr auf das partnerschaftliche Miteinander und die Zugewandtheit beziehen, gehen die übrigen zwei Aspekte eher auf die Anerkennung des Individuums in einer Partnerschaft ein. Wie schafft man es, eine glückliche Partnerschaft zu führen, ohne sich selbst als Person aus den Augen zu verlieren? Mehr dazu hier: Fünf Punkte: Worin besteht eine glückliche Beziehung? – Das Geheimnis einer guten Beziehung (2).