Eine Trennung ist niemals leicht. Aber sie wird umso schwerer, je toxischer sie abläuft. Wer in einer narzisstisch-toxischen Partnerschaft gelebt und geliebt hat, der fühlt sich bei einer Trennung von einem Narzissten* so, als würde das Herz herausgerissen werden. Neben der Trauer und eventuell aufkommenden Gefühlen der Scham und Schuld wünscht man sich phasenweise eigentlich nur eines: Rache. Und weil man diese Rachegefühle eines verlassenen, enttäuschten Menschen weder verhindern kann noch unterbinden sollte, machen wir uns die Rachegelüste psychologisch wertvoll zunutze. Und zwar damit: Acht Dinge, die Narzissten hassen.

*Wir verwenden der Einfachheit halber die grammatikalisch männliche Form: bspw. Narzissten und Partner. Ungeachtet dessen bezieht sich der Artikel auf alle Menschen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.

Der Gefühlscocktail bei einer Trennung

Wenn du diesen Artikel liest, steckst du womöglich noch emotional in einer toxischen (On-Off-)Beziehung oder Affäre fest. Vielleicht bist du verlassen worden oder du hast aus einem Anflug von Wut Schluss gemacht. So oder so bist du vermutlich gerade verzweifelt und hast keine Vorstellung davon, wie dein Leben weitergehen soll. Du fühlst dich ohnmächtig, weil dein Ex-Partner vielleicht schon wieder einen neuen Menschen an seiner Seite hat. Wie eine Katze in einem Käfig bist du gefangen in deiner Trauer, deiner Wut, deiner Rache. Die Emotionen überwältigen dich, aber du kannst nichts dagegen tun. Eventuell denkst du sogar, dass es keinen Ausweg mehr für dich gibt. Wie sollst du ohne ihn sein? Und womöglich hofft ein Teil von dir, es würde in der Beziehung mit dem geliebten Menschen doch noch weitergehen. Dieser Gefühlscocktail ist völlig normal – und er wird vergehen.

Rachegefühle lassen uns stark fühlen

Baum trockene Landschaft schwarz weiß

Nach dem Verlassenwerden kommen die Rachegelüste und man denkt nach über Dinge, die Narzissten hassen. © Johan Neven under cc

Eines müssen wir mit einem Augenzwinkern vorwegschicken: Bitte setze deine Rachegedanken nicht in die Tat um. Wir wollen nicht, dass du jetzt losmarschierst, das Auto deines Ex-Partners mit Kleister übergießt oder anstößige Fotos mit intimen Momenten zwischen euch bei Social Media veröffentlichst. „Sich die Rachegefühle psychisch zunutze machen“, damit ist etwas anderes gemeint. Also bitte lies diese Artikelreihe bis zum Ende. :)

Es gibt Phasen in dem Trauerprozess nach einer Trennung, in denen die vorgestellte Rache das Einzige ist, was uns halbwegs stark fühlen lässt. Ohne die Rachegefühle würden viele von uns vermutlich gänzlich in Tränen aufgelöst auf dem Sofa hocken und sich vollends gedemütigt und elendig fühlen. Die Rache hält uns innerlich hoch. Man könnte fast sagen: Sie ist in Zeiten der totalen Demütigung der letzte Funke Stolz in uns. Über die Rachegedanken richten wir uns wieder auf. Vielleicht sieht es noch nicht danach aus auf den ersten Blick: Aber durch die Rachegedanken sind wir theoretisch bereit, uns von dem anderen abzugrenzen und Sorge zu tragen für uns selbst.

Schreibe einen Brief, aber schicke ihn nicht ab

Wenn Menschen Rache empfinden, spulen bei nicht wenigen im Kopf kleine Filmchen ab. Sie stellen sich vor, wie selbstbewusst und glücklich sie auftreten werden, wenn sie dem Ex-Partner wieder begegnen werden. Vielleicht haben sie in ihrer Vorstellung sogar einen neuen Partner an ihrer Seite, der so eklatant schön ist, dass dem Ex-Partner die Kinnlade herunterklappt. Manche wiederum stellen sich vor, was sie dem verflossenen, einst geliebten Menschen an den Kopf werfen würden, um ihm so richtig die Meinung zu geigen. Sie verbringen ganze Nächte in Groll damit, einen inneren Dialog mit jemandem zu führen, der gar nicht anwesend ist.

Emotionalität versus Realität

All diese Vorstellungen von Rache bis Schadenfreude sind völlig menschlich. Ehe du dich jedoch an einen neuen Partner bindest, obwohl du noch gar nicht bereit dafür bist, und ein zufälliges Treffen mit dem Ex-Partner inszenierst, um ihm eins auszuwischen, denke darüber nach, was ein solches Schauspiel mit dir selbst machen würde. Lohnt es sich, sich derart zu verbiegen, nur um den anderen zu erreichen? Würdest du dann nicht nur ein weiteres Mal Energie aufwenden und gedanklich um deinen Ex-Partner kreisen, so wie du es unzählige Male in der Partnerschaft getan hast? Machst du nicht im Grunde deine Gefühle, dein Wohlbefinden und deinen Selbstwert schon wieder abhängig von der Reaktion deines toxischen Ex-Partners?

Fliege real und gemalt auf blauer Mauer

Wer ein Schauspiel aufführt, um sich an einem Narzissten zu rächen, der lebt noch nicht wirklich sein eigenes Leben. © Jeanne Menjoulet under cc

Auch ein tatsächlich stattfindendes Gespräch, in dem du gegenüber deinem Ex-Partner seine Schwächen anprangerst, wird dir nicht viel nutzen. Am Ende stehst du mal wieder als derjenige dar, der sich emotional offenbart hat. Wohingegen dein Gegenüber fein raus ist, weil er dich sowieso an seiner Fassade abprallen lässt. Deshalb: Schreibe alles, was du ihm sagen möchtest – egal was – in einen Brief, aber schicke diesen Brief niemals ab.

Die wirklichen Dinge, die Narzissten hassen, und mit denen du deine Rachegefühle befriedigen könntest, liegen viel tiefer – und zwar in deiner realen Entwicklung.

Acht Dinge, die Narzissten hassen: Nummer 1 bis 3

Dinge, die Narzissten hassen, beziehen sich zum einen darauf, dass man ihnen den Einfluss entzieht. Zum anderen darauf, dass sie sehen, wie du nach der Trennung dein Leben meisterst. Das ist die größte Rache, die du haben kannst.

1. Sie mögen keine Grenzen

Ganz egal, ob du derjenige warst, der Schluss gemacht hat, oder du nun derjenige bist, der sich nicht meldet (so schwer es auch fällt), in diesem Augenblick hast du eine Grenze gezogen. Dein Groll, den du derzeit fühlst, ist dein Schutzwall, um nicht wieder weich und rückfällig zu werden. Zu den Dingen, die Narzissten hassen, gehört es, wenn ihnen andere Menschen aufzeigen, dass es bis hierhin und nicht weiter geht. Narzisstisch motivierte Charaktere empfinden es zumeist als lästig, wenn ihr Partner sich als eigenständig erweist. Dein Selbstbewusstsein und deine Selbstabgrenzung gehören folglich zu den Dingen, die Narzissten hassen.

Dein Vorteil ist:

  • Du kannst psychisch genesen, wenn du im Abstand zu ihm bleibst. Das dauert, du musst erst durch einige schmerzvolle Erkenntnisse, jede Menge widersprüchlicher Gefühle und die Trauerarbeit durch, aber es lohnt sich. Versprochen!

2. Sie mögen keinen Kontrollverlust

Indem du dich von einem Narzissten erst räumlich und mit der Zeit emotional abgrenzt, entziehst du dich seines Einflussbereiches. Narzisstische Charaktere empfinden Kontrollverlust und ein Nichtigkeitserleben als unschön. Dass sie an Wichtigkeit für einen Menschen verloren haben, stört sie. Klar, wen nicht?

Darüber hinaus aber gehört zu den Dingen, die Narzissten hassen: keine Optionen mehr zu haben. Und du bist fortan keine Option mehr für ihn. Du bist in die Distanz gegangen beziehungsweise du verbleibst in der Distanz zu ihm, demzufolge hat er keinen Zugriff mehr auf dich. Er kann dich als Puppe nicht mehr aus dem Regal holen, wann immer es ihm beliebt, um mit dir zu spielen. Du fällst als Option weg. Das mögen sie nicht.

Dein Vorteil ist:

  • Durch deine Selbstaufrichtung und dem Entzug seiner Kontrolle wird dir klar, dass jeder Mensch die Verantwortung für sich selbst trägt: du für dich, der andere für sich.

3. Sie wollen nicht hinterfragt werden bezüglich ihres Verhaltens

Narzisstische Menschen mögen es nicht, in Frage gestellt zu werden, und verfügen auch über keine Schuldeinsicht. Ihr Schamgefühl, das Narzissten stärker zu haben scheinen, wie zum Beispiel die Studie von Ritter et al. (2014) zeigt, verhindert offenbar unter anderem, dass sie zu einer Selbstreflexion und einer Schuldeinsicht gelangen könnten. Deshalb lohnt es sich auch nicht von deiner Seite, den Erklär-Bär zu mimen und zu versuchen, dem anderen deinen Standpunkt deutlich zu machen.

Dein Vorteil ist:

  • Was sich aber durchaus lohnen kann, ist, entweder im Gespräch ein paar sachliche Anmerkungen zu machen oder – noch viel effektiver – durch dein Verhalten der Abgrenzung von ihm deutlich zu zeigen, dass du mit seinem Verhalten nicht mehr einverstanden bist. Unsere Überzeugungen und das Einstehen für unsere Werte liegt vorrangig in unserem Tun, nicht in unseren Worten. Wenn du dich abgrenzt, weil du dich schlecht behandelt fühlst, lebst du in Einklang mit deinen Werten. Das verschafft Selbstbewusstsein.

Kommunikation ist möglich, aber gewaltfrei!

Frau blond traurig Communicate Schild

Mit einem narzisstischen Menschen zu kommunizieren, ist nicht einfach. © Alan Turkus under cc

Im zwischenmenschlichen Umgang empfiehlt sich die Gewaltfreie Kommunikation, bei der man argumentativ vollends bei sich bleibt und sich nicht in Vorwürfen gegenüber einem anderen Menschen ergießt. Denn im Grunde möchte niemand an den Pranger gestellt werden. Als kleine Hilfestellung bei deiner Entscheidung für eine gewaltfreie Kommunikation trotz Rachegelüsten solltest du dir darüber bewusst werden, was zwei unterschiedliche Dialogformen beim Gegenüber auslösen können:

  • Bist du vorwurfsvoll, verletzt und laut, wird ein Narzisst wissen, dass er dich immer noch emotional erreichen kann. Er wird dir nicht zuhören, denn es ist ihm egal, was du sagst. Er hat sich eine selbstwertdienliche Meinung schon längst gebildet und diese steht unverrückbar fest. Alles, was du mit Vorwürfen und Anschuldigungen erreichst, ist, dass er sich seinem Naturell entsprechend erhaben und überlegen fühlt.
  • Bleibst du ruhig, sachlich und resümierst völlig wertfrei eure Beziehung und warum du schlussendlich gegangen bist, nimmt dein narzisstischer Ex-Partner deine Stärke wahr, die ihn verunsichert. Du bist in einem gewissen Abstand zu ihm und sorgst, zumindest von deiner Seite aus, für eine gewaltfreie Kommunikation, für einen Dialog auf Augenhöhe. Wenn dein Gegenüber beleidigend wird, kannst du ruhig eine Grenze ziehen und sachlich vorschlagen, das Gespräch zu vertagen, beziehungsweise gänzlich zu beenden. Dann gehst du vom Platz, ohne dich unhöflich verhalten zu haben. Folglich spürst du später auch keine Reue oder Schuldgefühle hinsichtlich deines Verhaltens.

Im nächsten Artikel zu unserer Reihe „Nach der Trennung: Acht Dinge, die Narzissten hassen“ gehen wir auf weitere fünf Punkte ein: Acht Dinge, die Narzissten nicht mögen – Nach der Trennung (2).