Drei mal elf Minuten, die sich lohnen und zum Gamechanger werden können.
Drei mal elf Minuten, das hört sich immer so wenig an, wie so manch anderes, bei dem man nur etwas Zeit oder Geld am Tag investieren soll. Schaut man sich dann den Rest des Lebens an, findet man noch anderes, was nur ein wenig Zeit und Aufmerksamkeit braucht und schon ist der Tag wieder voll. Zudem ist auch jeder anderer Meinung, was man so zum Leben braucht, wirklich braucht, die Welt ist im Grunde übervoll von Angeboten.
Das Jahr 2020 verlief bislang ungewöhnlich, wie es weiter geht, kann niemand sagen. Zu den Sorgen um die eigene Gesundheit oder die der Eltern oder Großeltern kommt die Sorge um die wirtschaftliche Situation, die für viele ebenfalls unsicher ist. Auf einmal stehen ganz existentielle Fragen vor uns, die zwar unsere ständigen Begleiter sind, die wir aber gut genug im Griff zu haben meinten und im normalen Alltag verdrängen können.
Diese Phasen der Veränderung, aber auch der Verunsicherung kennen wir schon seit einigen Jahren, scheinen sie aber insgesamt ganz gut integriert zu haben. Die Welt ist durch das Internet näher gekommen und präsenter geworden. Mehr erkennen wir, dass die Probleme der anderen uns selbst vor die Füße fallen. Im Bewusstsein vieler Menschen, vor allem junger, spielt das eine Rolle, gleichzeitig verdrängen andere Teile der Bevölkerung bestimmte Themen, so gut es nur geht, so dass im Endeffekt die Welt einerseits näher zusammenrückt, aber gleichzeitig die Schollen der Kommunikation immer weiter auseinander driften. Man hat sich nichts mehr zu sagen, ist teilweise frustriert, beleidigt, aggressiv, sieht sich selbst als Opfer oder zieht sich zurück. Zudem ist unser Alltag stressiger geworden. Auch wenn man sich aus verständlichen Gründen einen Teil der alten Normalität zurück wünscht oder alles versucht zu ignorieren, was in der Welt geschieht, es geht nicht. Vieles ist nicht mehr so unbeschwert wir ehedem und man weiß nicht, ob und wann es das wieder sein wird.
Was man wir jetzt gut gebrauchen können
Es sind nahezu widersprüchliche Fähigkeiten, die man aktuell braucht. Eine gewisse Zähigkeit, die nicht verbissen, sondern offen und locker bleibt, weil sich neue Wege auf tun. Man muss sich um sich selbst kümmern, ohne andere dabei zu vernachlässigen. Man muss die Komplexität und Verzahnung vieler Themen erfassen und sich dennoch auf bestimmte Ausschnitte für das eigene Leben konzentrieren.
Die Zeiten einer gedankenlosen Selbstoptimierung gehen zu Ende, in denen man sich selbst ausgebeutet hat und dabei einreden durfte, dies sei eine bewundernswerte Leistung, wo man sich doch oft nur windelweich, zumindest aber unreflektiert anpasste. Der chronische Stress, den man sich damit einhandelt erweist sich inzwischen als lebensgefährlich. Auch hier liegt die Ambivalenz darin, dass es nicht egoistisch ist, sich um sich selbst zu kümmern, sondern, dass in der Erkenntnis, dass die Welt zusammenrückt und die Weltbilder auseinanderdriften, die Sorge um sich zugleich ein Dienst am anderen ist. Wirklich alles spricht dafür, dass es anders herum genau so gilt: Wer Zufriedenheit erlangen will, braucht andere und sollte sich um sie kümmern: Nicht taktisch, weil es mir dann gut geht, sondern um anderen etwas Gutes zu tun und ihr Wohlbefinden zu steigern, dann geht es einem selbst automatisch besser. Wir sind zum Teil jedoch in dem Geist aufgewachsen, dass es immer jemanden geben muss, dem es schlechter geht als mir, damit ich mich gut fühlen kann und darf. Das ist zwar für Psychopathen wahr, aber auch hier darf man es auch nicht beim Gegenteil übertreiben, dass es falsch oder böse sei, sich auch um sich zu kümmern. Wer froh, fit und gesund ist, kann anderen besser helfen, als jemand, der selbst aus dem letzten Loch pfeift.
Gut ist also gleichermaßen flexibel und widerstandsfähig zu werden, was für den Körper ebenso gilt, wie für die Psyche und einander bedingt.
Elf Minuten für den Körper
Die Psychologie erkennt immer wieder, wie wichtig der Körper für die Psyche ist. Unser Eingebundensein in natürliche Rhythmen können wir nicht komplett vergessen und ob bei Schmerzen, Depressionen und Angstzuständen, Bewegung und das Vertrauen in den eigenen Körper sind wesentliche Bausteine zu ihrer Überwindung.
Wie sich immer mehr herausstellt, bis ins hohe und höchste Alter, aber schon in jungen und jüngsten Jahren beginnend. Das mit den positiven Aspekten des Körpertrainings hat man immer schon mal wieder gehört. Besonders in der mittleren Altersgruppe, bei Männern, waren Herz- und Kreislauferkrankungen eine sehr häufige Todesursache, durch eine effektive Regulation des Blutdrucks, wie sich dann immer mehr herausstellte, am bestem auf natürlichem Weg, also durch Ernährungsumstellung und Bewegung, spielen diese Todesfälle kaum noch eine Rolle.
Da ein Mangel an Bewegung immer schlecht ist und es heißt, Sitzen sei das neue Rauchen, ist im richtigen Umkehrschluss jede Form der Bewegung erst mal gut. Einfach mal aufstehen und sich ein wenig Dehnen oder ein paar Kniebeugen für den Körper bringen schon etwas, besonders effektiv ist jedoch das Herz- und Kreislauftraining.
Vor erwarteten Belastungen steigt das Stresslevel, der Körper kann so Energie frei machen, eine äußerst komplexe Wechselwirkung. Bei extremem Stress wird das Blut erst mal klebefähiger, die Gefäße werden enger gestellt, der Blutdruck steigt, alles sinnvoll, wenn man kämpft oder flüchtet, denn wenn eine Verletzung befürchtet wird, muss der Blutfluss schnell gestoppt werden, die Thrombozyten, die die Blutung stillen sind im normalen Zustand flach und glatt, im aktivierten Zustand blähen sie sich auf und bekommen Stacheln, die mit einander verhaken. Sehr gut bei einer Blutung, aber schlecht, wenn die Adern ohnehin schon eng sind und es zu Mikroentzündungen kommt.
Kreislauftraining entstresst den Körper, macht ihn widerstandsfähiger und versorgt ihn mit immensen Mengen an Blut und Sauerstoff, was allen Organen hilft, der Verdauung, dem Immunsystem, dem Gehirn und Nervensystem. Auch der Abbau der beweglichen Teile der Rückenwirbel hat die gleiche Risikofaktoren wie Herz- und Kreislauferkrankungen. Nicht große Lasten schaden dem Rücken, viel schlimmer sind Rauchen und Sitzen. Der Wechsel von Anspannung und Entspannung macht das Leben aus, eine Daueranspannung aus der man nicht mehr heraus kommt schadet.
Immer wichtiger wird es vom Leistungsaspekt bei der Bewegung wegzukommen und den Wohlfühlaspekt zu betonen oder besser noch, das eigene Körpergefühl zu kultivieren. Man macht, was man sich zumuten kann, wer alt ist oder lange Zeit ausgesetzt hat, sollte sich vom Arzt erst durchchecken lassen, danach gilt es immer mehr auf sich selbst zu hören und die Körperintelligenz zu steigern. Wer kaum fit ist profitiert schon davon wenn er wenig macht, am Anfang reicht ein Spaziergang, der dann auch länger oder flotter werden oder bergauf führen kann. Es muss nicht immer die halbe Stunde sein, gerade am Anfang sind 10 Minuten bei moderater Belastung bestens geeignet, am besten drei mal in der Woche.
Wer mehr gewöhnt ist oder kann, kann das in Eigenregie machen, aber gerade auch bei psychischen Krisen und bei Stress ist der Körper ein guter Anker und kann immer mehr zu unserem Freund werden, was seltsam klingt, weil wir doch immer auch unser Körper sind. Wir wissen jedoch von vielen Störungen des Körperbildes oder aktuellen Vorgaben aus den Modetrends der Schönheits-Industrie, dass man seinen Körper auch als Feind erleben kann. Sich bei und in sich zu Hause zu fühlen, das kann man lernen, Bewegung ist dabei in jedem Fall eine Grundlage.