Mit Ihrem Covid-19 Risikoprofil wissen Sie mehr. © Kevin Gale under cc

Covid-19 hat in Rekordzeit unser aller Leben verändert und ist noch immer dabei. Das persönliche Covid-19 Risikoprofil und daraufhin abgestimmte Strategien können eine aktuell wichtige Hilfe sein. Etwa für die Urlaubszeit und den weiteren Umgang mit dem Virus im Alltag der nächsten Monate.

Covid-19 macht es uns nicht leicht, weil wir bei der Viruserkrankung noch immer am Anfang stehen. Wenn wir die Dunkelziffer der Infektionen 10 mal höher ansetzen als die tatsächlichen Zahlen, dann liegen die Infektionszahlen noch immer im unteren einstelligen Prozentbereich, sowohl weltweit, als auch bei uns. Wir lernen täglich dazu und können auf erste Ergebnisse zurück blicken, bei einigen Ausreißern und Unklarheiten, die sich nicht einordnen lassen.

Aus all dem lässt sich ein erstes Covid-19 Risikoprofil erstellen, was die biologische Situation, das gesellschaftlich und soziokulturelle Umfeld und die Arbeitsstelle betrachtet, die Wohnsituation und auch die psychische Disposition, die uns Gefahren wahrnehmen oder verdrängen lässt. Damit ist die Gesamtsituation sehr komplex, was aber auch mehr Möglichkeiten gibt, Einfluss zu nehmen.

Ich werde zwischen statistischen Häufungen oder Korrelationen, Ursachen und Unsicherheiten der oben aufgeführten Bereiche trennen. Wenn Sie diesen Artikel aufmerksam lesen, sollten Sie am Ende deutlich mehr über Ihr persönliches Covid-19 Risikoprofil wissen. Auch wenn eine gewisse Gewichtung nötig und sinnvoll ist, habe ich auf Punktezahlen, die man dann man Ende addiert verzichtet, weil diese eine Scheinobjektivität suggerieren, die oft gar nicht vorhanden ist und eher zu falscher Sicherheit oder Unsicherheit führt.

Mir geht es eher darum, dass Sie die Zusammenhänge verstehen, umso eigenverantwortlicher, aufgeklärter und selbstständiger können Sie agieren. Jeder kleine Aspekt, den Sie besser verstehen hilft dabei – Ihnen und uns allen. Der Beitrag ist sehr lang, aber Sie können ja die Bereiche auswählen, die Sie besonders interessieren oder betreffen. Ich wollte so ausführlich werden, weil Informationen und das passende Verhalten noch immer die größten Wirkungen erzielen.

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Statistische Häufungen oder Korrelationen

Statistisch lässt sich gut feststellen, welche Gruppe von Menschen besonders gefährdet ist, durch stärkere und schwächere Korrelationen. Doch die statistische Häufung erklärt noch nicht, warum eine bestimmte Gruppe gefährdeter ist, sie deutet nur darauf hin, dass sie es sein könnte. Woran das liegt muss dann noch gesondert untersucht werden, insofern sind starke Korrelationen ein Hinweis, dass hier eine (oder mehrere) gemeinsame Ursachen vorliegen könnten.

Ebenfalls interessant ist in dem Zusammenhang auch, wenn eine Gruppe aus irgendwelchen Gründen – anders als alle anderen – wenig oder gar nicht betroffen ist, auch hier kann man sich nach der oder den Ursachen auf die Suche machen und nach Gemeinsamkeiten dieser Gruppe suchen.

Ursachen

Die Ursachen zeigen dann den Wirkzusammenhang an, belegen also im besten Fall, was etwa bei einer Covid-19 Infektion geschieht und natürlich auch, was schützt.

Unsicherheiten und kontroverse Diskussionen

Es ist längst nicht alles klar, manche Daten sind widersprüchlich, anderes wurde durch eine unglückliche Kommunikation erschwert. Aber hier im Bereich der Unsicherheiten liegen manchmal hoffnungsvolle Ansätze und Strategien verborgen, man muss sie nur von gesichertem Wissen trennen.

Die biologisch-statistischen Risikofaktoren

Alter

Es gibt eine klare Korrelation zwischen dem Lebensalter und der Covid-19 Sterblichkeit. Etwa 95% der Männer und 97,5% der Frauen die gestorben sind, sind 60 Jahre und älter, die Anfälligkeit steigt mit jedem Lebensjahrzehnt, der Gipfel der Verstorbenen liegt in der Gruppe zwischen dem 80 – 89 Lebensjahr und sinkt danach wieder, was aber höchstwahrscheinlich daran liegt, dass es einfach weniger Menschen gibt die 90 – 99 oder 100 Jahre und älter sind.[1]

Kurz: Statistisch sind ältere Menschen deutlich stärker gefährdet, besonders Menschen ab 80 Jahren.

Vorerkrankungen

Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes, Herzinsuffizienz, einer koronaren Herzkrankheit[2] und COPD, einer chronischen Lungenerkrankung, adipöse, also schwer übergewichtige Menschen sind besonders gefährdet, einen schweren Verlauf der Krankheit zu erleben. Der andere sehr wichtige Faktor ist ein schwaches Immunsystem, hier spielen insbesondere die Killer-T-Zellen und die T-Gedächtniszellen eine Rolle.[3][4]

Auch aus diesen statistischen Häufungen hat man inzwischen ein gutes Verständnis dafür ableiten können, was Covid-19 ist und wie es beeinflusst wird, mehr dazu bei den Ursachen.

Kurz: Vorerkrankungen von Herz und Lunge, Diabetes, großes Übergewicht und ein schwaches Immunsystems sind hohe Risikofaktoren.

Geschlecht

Es sind mehr Frauen als Männer infiziert, aber deutlich mehr Männer als Frauen sterben an (oder mit) Covid-19.[5]

Kurz: Männer sind gefährdeter als Frauen.

Blutgruppe

Menschen mit der Blutgruppe A haben ein 1,5 faches (oder 50% höheres) Risiko, eines schweren Covid-19 Verlauf, jene mit der Blutgruppe 0 dagegen ein um 0,5 faches (oder 50% geringeres) Risiko und Covid-19 zu erkranken.[6]

Die gesellschaftlich-sozialen und ökonomischen statistischen Risikofaktoren

ALG I und ALG II/Hartz IV

Der Einfluss sozialer Faktoren ist groß. Bezieher von ALG (Arbeitslosengeld) II haben ein um 84% höheres Risiko für einen schweren Verlauf, Bezieher von ALG I, ein 17,5% höheres Risiko. Besonders die ALG II Zahlen sind bemerkenswert und deckt sich mit Zahlen, die aus England vorliegen.[7] Das Gesamtpaket zerfällt in folgende statistisch bedeutsame Komponenten:

Bildung

Wir haben noch keine Impfung gegen Covid-19 und noch keine effiziente Therapie. Der größte Teil der Erfolge gegen Covid-19 ist auf den Schutz durch logistische Maßnahmen, wie Abstand, Mundschutz für alle und Händewaschen, sowie ein detailliertes Wissen darum, welche Situationen gefährlich sind zurück zu führen. Während manche Anweisungen sehr einfach zu verstehen und umzusetzen sind, muss man bei anderen die Zusammenhänge verstehen, etwa welche Menschen (un)gefährdet und Situationen besonders gefährlich sind. Medizinische Zusammenhänge, sowie die gesellschaftlich-sozialen und ökonomischen und psychologischen Aspekte und ihr Zusammenspiel muss man verstehen. Darum ist Bildung ein bedeutender Aspekt im Covid-19 Risikoprofil.

Einkommen

Das Einkommen korreliert statistisch mit der Bildung, wenn auch nicht so weitreichend und selbstverständlich wie man meint, da es prekäre Beschäftigungsverhältnisse sogar bei Akademikern gibt. Dazu kommt, dass arme Menschen oft schlechtere Wohnverhältnisse haben, sie wohnen mehr in Hochhäusern, haben weniger Quadratmeter pro Person zur Verfügung und eine schlechtere Infrastruktur, etwa für den Einkauf. Die Wohnungen sind oft schlechter eingerichtet, manchmal kalt und nass, mitunter mit Schimmelbefall. Man hat weniger Geld für eine gesunderhaltende Lebensweise zur Verfügung, was der Gesundheit insgesamt und damit dem Immunsystem, unserem wichtigen Verbündeten schadet.

Soziale Ausgrenzung

Nicht zu vergessen ist die Stigmatisierung und Ausgrenzung, bis zur Demütigung von ALG II Beziehern, die einem rigorosen bürokratischen System unterworfen sind und oft als selbst schuld an ihrem Schicksal bezeichnet werden. Diese gesellschaftlichen Bilder werden oft von den Betroffenen selbst übernommen, die sich minderwertig fühlen (weil man ihnen das Gefühl gibt), die häufig depressiv oder in chronischem Stress leben, alles schlechte Faktoren für das Immunsystem und das Covid-19 Risikoprofil. Davon können ALG II Bezieher, aber auch Migranten in besonderem Maße betroffen sein, bei denen manchmal noch die Sprachbarriere (und gelegentlich Analphabetismus) dazu kommt, die Schwierigkeit aufgrund des Namens oder der Ausdrucksweise eine Wohnung oder Arbeitsstelle zu finden, sind bekannt.

Weitere Faktoren

Neben den äußeren Zuschreibungen kommen andere Interessen, Ziele und Lebensschwerpunkte hinzu, die teilweise kulturell mitgegeben und manchmal nur schwer durch das Individuum zu ändern sind. Diese können zu weiteren sozialen Ausgrenzungen führen, aber auch zum Finden einer Identität im eigenen Milieu oder der eigenen Communitiy. Für manche ist Ausgrenzung ein Ansporn besonders gut zu werden, allerdings ist unsere Gesellschaft nur in geringem Maße sozial durchlässig. Ein sozialer Aufstieg ist nur sehr selten möglich.

Lebensziele, sowie eine ungesunde Lebenswiese kann man verändern, das geht oft auf Kosten des Verlustes des Ansehens in der eigenen Community, auch das kann massiven Stress auslösen. Wichtig ist jedoch sich von Zeit zu Zeit klar zu machen, dass man die Wahl hat und nicht nur ein Opfer von äußeren Umständen ist.

Die statistischen Risikofaktoren in Arbeit und Freizeitverhalten

In einer japanischen Studie wurden statistisch besonders gefährliche Orte lokalisiert. Als herausragend für die Pandemie erwiesen sich Situationen in denen durch einzelner Superspreading Ereignisse, von wenigen oder nur einer Person viele andere Menschen infiziert wurden. 61 Orte in denen diese Superspreading Ereignisse besonders häufig waren, wurden in der Studie erfasst und gewichtet.

Am häufigsten traten demnach Superspreading Ereignisse in Kliniken und medizinischen Einrichtungen auf (30%), gefolgt von Pflegeeinrichtungen, Bars und Restaurants mit je 16%. 11% fielen auf Arbeitsplätze, ebenso viele auf Chorproben, Karaokepartys oder Live-Konzerte. Fitnessstudios waren zu 8% beteiligt.[8]

„Die Wissenschaftler schließen aus ihren Beobachtungen, dass viele Covid-19-Cluster an Orten stattfanden, wo tief atmende Menschen eng zusammen sind, beispielsweise in Karaoke-Bars, Fitnessstudios oder Clubs. Daher gelte es vor allem drei Situationen zu vermeiden: geschlossene Räume mit schlechter Belüftung, überfüllte Orte und enge Kontakt.“[9]

Aus Deutschland wissen wir, dass die Art des Arbeitsplatzes entscheidend sind, in der Fleischindustrie treffen wir auf verschiedene schlechte Kombinationen, in denen sozial unterprivilegierte Menschen, zu eng zusammen transportiert, essen und untergebracht werden, die Umluftanlage verteilt die Viren. Der Stress und das kalte Klima sind gut für die Coronaviren, aber schlecht für die dort arbeitenden Menschen.