junge Frauen mit Zigarette

Rauchende, junge Frauen © Photocapy under cc

Dass Rauchen der Gesundheit schadet, ist inzwischen wohlbekannt. Und obwohl der Anteil der männlichen Raucher in den letzten Jahren leicht zurückgegangen ist, stieg der Anteil der Raucherinnen dagegen an, wie eine Studie von Lampert und Burger (2005) zeigt. Insbesondere jüngere Frauen und Frauen mittleren Alters greifen immer häufiger zur Zigarette. Zurückgeführt wird dies u.a. auf veränderte soziale Normen wie Körpergewichtskontrolle und Emanzipation sowie eine zunehmende geschlechtsunabhängige soziale Akzeptanz des Rauchens (Walter & Lux, 2008).

Doch reichen allein diese sozialen Gründe aus? Ist denn jungen Frauen die eigene Gesundheit gleichgültig, wenn sie als Gegengewicht zu gutem Aussehen steht?

Glaube: typischer Lungenkrebskranker = älterer Mann

Studien geben Hinweise darauf, dass Frauen sich in gewisser Hinsicht gefeit davor fühlen, an rauchbedingten Erkrankungen wie z.B. Lungenkrebs und Schlaganfall zu erkranken. Es zeigt sich, dass Raucherinnen und Raucher bei der Vorstellung an eine durch Rauchen gesundheitlich gefährdete Person eher an einen Mann als an eine Frau denken (Dohnke et al., 2007; Vogler, 2008). Frauen und Männer scheinen also einen eher männlichen Risikostereotyp vor Augen zu haben. Damit in Zusammenhang steht bei Raucherinnen, dass sie ihr eigenes relatives Risiko unterschätzen, also einem sogenannten unrealistischen Optimismus unterliegen. Bei Männern ist dies dagegen nicht der Fall.

Es scheint also, dass Frauen sich geschützter gegenüber den gesundheitlichen Risiken des Rauchens fühlen, weil sie automatisch zuerst an einen Mann als typischen Lungenkrebskranken denken.

Die Realität: Erhöhtes Gesundheitsrisiko durchs Rauchen bei Frauen

Doch die Realität sieht anderes: Einige Studien weisen darauf hin, dass Frauen ein höheres Gesundheitsrisiko durch die Folgen des Rauchens haben als Männer (Walter & Lux, 2008). Es deutet sich an, dass Frauen unter vergleichbaren Bedingungen eine höhere Vulnerabilität (d.h. Empfänglichkeit) für rauchbedingte Erkrankungen haben als Männer. So zeigt z.B. eine auf dem Europäischen Kardiologenkongress vorgestellte EU-Studie (2011), dass Tabakkonsum die Arterien von Frauen stärker schädigt als von Männern und damit ein höheres Risiko für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht. Und so kommt es, dass derzeit zwar noch mehr Männer als Frauen an den Folgen des Rauchens erkranken und sterben, die Frauen allerdings rasant aufholen (Robert-Koch-Institut, 2006; Schulze & Lampert, 2006).

Mögliche Lösung: Anti-Rauch-Kampagnen mit Fokus auf Raucherinnen

Wichtig wäre es also die neue Risikogruppe der Raucherinnen, insbesondere der jüngeren, in den Fokus von Anti-Rauch-Kampagnen zu nehmen. Den Frauen muss noch mehr bewusst gemacht werden, dass auch sie den Gefahren des Rauchens ausgesetzt sind. Das weibliche Risikostereotyp für rauchbedingte Erkrankungen muss automatisch ins Gedankengut der Raucherinnen übergehen, damit sie sich in Bezug auf Lungenkrebs, Herzinfarkt u.ä. nicht „unbewusst“ geschützt fühlen.

Klar dürfte auch sein, dass männliche Raucher damit nicht aus dem Fokus verschwinden dürfen. Wenn auch Frauen stärker gefährdet zu sein scheinen, sind Männer ebenfalls den Gefahren des Rauchens ausgesetzt. Ihnen scheinen diese Gefahren allerdings schon bewusster zu sein.

Quellen:

  • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz-und Kreislaufforschung e.V. (2011). EU-Studie: Zigaretten schädigen Arterien von Frauen besonders stark. (IMPROVE-Studie). Pressemitteilung des Informationsdienst Wissenschaft. Verfügbar unter: https://idw-online.de/de/news438406 [06.09.2011].
  • Dohnke, B., Renner, B., Weiß-Gerlach, E. & Spies, C. D. (2007). Underestimation of health risks in women smokers: The role of risk stereotypes. Gender Medicine, 4 (Suppl. A), 32.
  • Lampert, T. & Burger, M. (2005). Verbreitung und Strukturen des Tabakkonsums in Deutschland. In Robert-Koch-Institut (Hrsg.), Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 48 (11), (S. 1231-1241). Verfügbar unter: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00103-005-1158-7 [06.09.2011].
  • Vogler, J. (2008). Implizites und explizites Risikostereotyp und unrealistischer Optimismus in Bezug auf rauchbedingte Erkrankungen unter Berücksichtigung des Geschlechts (unveröffentlichte Diplomarbeit).
  • Walter, U. & Lux, R. (2008). Tabakkonsum: Folgen und Prävention unter sex- und genderspezifischer Perspektive. In M. Neises & G. Schmidt-Ott. (Hrsg.), Gender kulturelle Identität und Psychotherapie (S. 71-84). Lengerich: Pabst Publishers.