Überwachung und Gentechnik

vier Menschen bei einer Vertauensübung

Aktiv verstehend mitmachen und anderen vertrauen, darum geht es in Zukunft. © Joi Ito under cc

Die technischen Möglichkeiten und die Freiwilligkeit mit der wir uns der Technik unterwerfen sind ein Einfallstor für Überwachung. Ein Thema, was wenig kritisch gesehen wird, weil die einen sich schon damit abgefunden haben, dass Privatsphäre ohnehin von gestern ist, doch die Gleichschaltung all unserer Daten ist in vollem Gange, Bewegungsprofile, Fitnesswerte, Konsumverhalten, welche Websites besuche ich wie oft.

Neben dem kriminellen Potential (was würden Sie zahlen, damit ihr(e) Partner(in), ihr Arbeitgeber, ihre Versicherung oder Krankenkasse nicht erfährt, was Sie so tun?) geht es auch zu subtilen Anreizen in denen vernünftiges Verhalten verstärkt wird. Bonuspunkte bei der Krankenkasse, wenn man Sport macht (aber keinen Risikosport), das Rauchen sein lässt, brav seine 10.000 Schritte am Tag macht, sich das mit der nächsten Cola noch mal überlegt und lauter sinnvolle Sachen, bei denen man einfach einsehen muss, dass alle Seiten nur Vorteile davon haben. Den und den Termin nicht vergessen, den Hochzeitstag nicht, mal wieder bei Freunden melden, eine kurze Mittagsruhe einlegen und am Ende ist das Leben vollkommen fremdbestimmt, wenn einen dann noch öffentliche Kameras erfassen, au weia. Für Fehlverhalten gibt es dann aber bestimmt Nachschulungskurse, mit Punktegutschrift.

Natürlich muss erwähnt werden, dass es auch eine Vielzahl von Vorteilen gibt, wie eine Telediagnostik für Menschen, die nicht mal eben schnell zum Arzt gegen können, oder bei denen regelmäßig bestimmte Werte erhoben werden müssen.

Ähnlich kontrovers sind Diskussionen um gentechnische Veränderungen. In Zeiten der Genschere oder CRISPR/Cas-Methode, wird es verlockend einfach, den Menschen zu optimieren. Zwar hat sich das in der Vergangenheit in aller Regel als komplexer herausgestellt als man meinte, weil Gene mehrfach abgelesen werden und dabei verschiedene Funktionen haben, aber auch der Fall des einfachen Gelingens wäre nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen. Wenn wir Erbkrankheiten besiegen könnten oder Neigungen zu Krebs, Psychosen oder Infarkten, das wäre erst mal erfreulich.

Aber wenn es leicht geht, wieso dann nicht auch weniger Allergien oder etwas hübschere Nasen? Oder kein Erröten mehr, weniger Angst, dafür mehr Intelligenz, gepaart mit Durchsetzungskraft, die Konkurrenz schläft schließlich nicht. Dadurch würde man einen subtilen Druck auf die „nur Normalen“ ausüben, Eltern müssten sich rechtfertigen, warum sie ihren Kindern den Wettbewerbsnachteil verweigern, eine weitere Durchnormierung der Gesellschaft qua Gentechnik, so kann man einwenden. Dabei liegt der Wert der Krankheit oft auch in dem, was wir nicht sehen. Viele Menschen, die wir heute als Größen der Geschichte ansehen, als Politiker, Künstler, Wissenschaftler, Denker waren nach heutigen Maßstäben psychisch oft mittelschwer bis sehr schwer erkrankt.

Ein Rat der Weisen?

Weist uns ein Rat der Weisen den Ausweg auch der Führungsschwäche? Können uns die besten und anerkanntesten Männer und Frauen sagen, wo es lang gehen soll? Das ist eine Möglichkeit, aber vermutlich eine, die aus mehreren Gründen schwierig ist, denn die Vorstellungen, wer nun dazu gehören soll, sind vielfältig. Gehören Vertreten der Religionen unbedingt dazu oder gerade nicht? Müssen die Vertreter alle gesellschaftlichen Gruppen repräsentieren?

Hätte man die Weisen dann gefunden, was dann? Wird daraus eine Empfehlung, ein Gesetz? Und wäre es wirklich weise, gleiche Regeln für alle zu fordern? Allgemeine Verhaltensregeln, auf die im Grunde jeder Gutwillige kommen kann, wären aber nur die Hälfte dessen, was wir tun müssten. Tatsächlich hat sich eine Gruppe von 238 Wissenschaftlern aus allen Fakultäten schon zu bemerkenswert guten Ratschlägen zusammen gefunden, deren Kurzfassung lautet:

  • 1. Setzt das BIP als König ab und krönt Wohlbefinden zur Königin
  • 2. Von Steueroasen für Wenige hin zu Umverteilung für Viele
  • 3. Effiziente Produkte sind gut, suffiziente Lösungen sind großartig

Näheres hier: Weg vom Denken in kleinen Schritten!.

Doch die brauchen wir nebenbei auch, sogar in einer Weise die niemanden überfordert sind sie hilfreich wie in Die Kraft der 10% dargestellt.

Die eigenen Stärken entdecken

Eine gute Antwort auf die Führungsschwäche ist das Etablieren eigener Stärken. Was zunähst für die meisten Ohren gut klingt, hat aber auch eine Schattenseite, man hat mehr Eigenverantwortung, bis hinein in Bereiche, bei denen wir uns oft wechselseitig versichern, wir könnten nichts dazu. Es ist leider oft rechte bequem, ein Opfer zu sein. Verantwortung heißt aber auch Freiheit, heißt, über neue und andere Möglichkeiten zu verfügen.

Bestimmte Ereignisse oder Gegebenheit des Lebens sind, wie sie nun mal sind, dies anzuerkennen, statt davor die Augen zu verschließen ist immer der erste Schritt in der Psychotherapie, aber das bedeutet nicht, sich diesen Realitäten passiv zu ergeben, sondern, wenn wir akzeptiert haben, wie die Dinge sind, liegt vieles bei uns. Man muss nicht immer gleich auf alles reagieren und dasselbe Muster bis zum Tod immer wiederholen. Sogar die Idee, dass unsere Emotionen eben sind, wie sie sind, wird heute in der Emotionspsychologie infrage gestellt. Dabei ist vieles sehr viel entspannter geworden, es gibt zwar in vielen Bereichen noch immer Fährpläne oder Leitlinien, die aber mehr eine grobe Orientierung, ein genereller Wegweiser sind.

Der Weg zu eigenen Stärken und Veränderungen ist ein sanfter und kooperativer Weg, der mit eher offen für vieles ist, als auf die Pauke zu hauen. Allerdings auch einer, bei dem man sich zutraut, dann auch irgendwann Entscheidungen zu treffen, jene, die am besten das vereinen, was zum eigenen Leben, den Fähigkeiten und Möglichkeiten passt und die neuen Realitäten[link], die uns mehr und mehr ins Bewusstsein kommen, vereint. Zugleich eine Einstellung, die auch anderen vertraut, diese Lösungen für sich die die Gemeinschaft zu finden.

Entscheidend ist von ideologischen oder fundamentalistischen Positionen Abstand zu nehmen, die zwar manchmal eine Vielzahl an Bereichen anerkennen, aber diese Vielzahl gleich wieder auf genau eine Ursache reduzieren. Das macht die Welt hübsch einfach, ist aber ein Spiel, was wir heute nicht mehr spielen können, da eine Anzahl an Herausforderungen vor der Tür steht. Situationen in denen sich die Menschheit oft als sensationell gut erwiesen hat, wenn die Schlinge schon um den Hals liegt. Die Zeichen sind deutlich, es tut sich was, in Europa. Man kann die Führungsschwäche dann sehen, aber ignorieren und einfach anfangen, denn diejenigen, die mehr als die eine immer gleiche Lösung im Angebot haben und die Angebote der Kollegen verstehen, werden einander erkennen. Diejenigen, die konstruktiv an Lösungen arbeiten, die mehrere Probleme zusammen angehen, haben es leichter denn je, einander zu finden. Könnte allerdings auch sein, dass es höchste Zeit ist.