»Wie werde ich meine Sucht los?«, erscheint sie doch als unüberwindbare Hürde. Wege aus der Sucht gibt es viele. Ihr Erfolg hängt davon ab, inwiefern nicht nur das Verhalten im Suchtkontext geändert wird, sondern auch die psychischen Ursachen angegangen werden. Die Motive für den Griff zur Flasche können individuell verschieden und geschlechtsabhängig sein.

Leben ohne Alkohol: Nur wie?

Um trocken zu werden, kann man ambulante Angebote nutzen oder sich in stationäre Therapie begeben. Für manch einen sind die Hemmschwellen für eine therapeutische Kontaktaufnahme zu groß. Diesen Menschen liegt womöglich als erster Schritt das Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe mehr. Ein anderer zieht lieber einen klaren Cut mit allem, was damit einhergeht.

Stop weiß auf schwarz Pfeil Linie

Wie werde ich meine Sucht los? © Kevin Dooley under cc

Zwei wichtige Bausteine sind Bestandteil einer Alkoholentwöhnung: der körperliche Entzug sowie die psychische Abhängigkeit auflösen. Therapieplätze sind bekanntlich rar gesät, sodass das Aufsuchen von Selbsthilfegruppen beziehungsweise Beratungen für den Übergang hilfreich sein kann.

Ob ambulant oder stationär. Beides birgt Vor- und Nachteile.

Was spricht für eine ambulante bzw. stationäre Therapie?

Eine ambulante Therapie ermöglicht den Verbleib im eigenen Alltag. Selbstredend kann dies sich positiv oder negativ auf die Entwöhnung auswirken. Das gewohnte Umfeld kann einen stärken (wie zum Beispiel der Zuspruch der Familie), aber auch schwächen (Freunde, die einen auf ein Bier einladen wollen). Ein geordneter Alltag ist von Nutzen, auch um seiner Arbeit weiterhin nachgehen zu können. Ein stabiles familiäres Umfeld ebenso.

Sehen die individuellen Umstände dagegen weniger stabil aus, wäre womöglich eine stationäre Aufnahme naheliegender. In einem geschützten Rahmen kann man sich der Entwöhnung von seiner Sucht widmen, darauf vertrauen, dass man in schwachen Momenten im klinisch-therapeutischen Kontext aufgefangen wird. Ist das soziale Umfeld stark durch andere Trinkfreudige/Abhängige geprägt, sind während der Therapie zukünftige Maßnahmen für andere Lebensumstände zu erarbeiten.

Auch eine Kombination beider Therapieansätze – ein teilstationärer Entzug – ist vorstellbar.

Bausteine einer Therapie: Wie werde ich meine Sucht los?

Steine am Strand aufeinander gestapelt

Bausteine der Therapie: Schritt für Schritt der Entwöhnung entgegen. © Anskit under cc

Im ambulanten wie klinischen Kontext kann sich eine Therapie aus Einzel- und Gruppengesprächen zusammensetzen. Ergänzt wird beides oftmals durch Selbsthilfegruppen. Sogenannte Kurzzeittherapien dauern sechs bis acht Wochen, Langzeittherapien dagegen circa zwölf bis sechzehn Wochen.

Ist man gewillt, seine Sucht loszuwerden, erwarten einen im Wesentlichen folgende Bausteine in der Therapie:



  • Kennenlernen des Therapeuten: ist man sich unsympathisch und scheint diese Antipathie bestehen zu bleiben, sollte man sich nach den ersten Sitzungen nach einem anderen Therapeuten umsehen, um einen möglichst hohen therapeutischen Nutzen zu erzielen
  • ggf. Kennenlernen der anderen Patienten
  • Erarbeiten von Wünschen und Therapiezielen
  • körperlicher Entzug, ggf. medikamentöse Behandlung
  • »Runterkommen«: erstmal keinen/weniger Kontakt zum sozialen Umfeld »draußen«
  • Krankheitstheorien und Gründe für die Sucht im therapeutischen Gespräch erarbeiten: Warum/in welchem Kontext erfolgt der Griff zur Flasche?
  • Einsichten und alternative Verhaltensweisen erarbeiten
  • Gesundheitsprävention (gesundes Leben), soziale Wiedereingliederung (ggf. Wiederaufnahme einer Arbeit, Schuldenabbau etc.), Entspannungstechniken, Techniken zum Stressmanagement, Work-Life-Balance, Selbstwertgefühl stärken u.v.m.
  • Erarbeitung von Strategien über die Vermeidung von Rückfällen; Nachsorge

Spezielle Therapieangebote für Frauen

Beachtet man die speziellen Lebensumstände bei Frauen – auch deren häufig hohes Verantwortungsgefühl und Funktionsniveau im Alltag trotz der Abhängigkeit -, ist es erfreulich zu wissen, dass das therapeutische Angebot auch gesonderte Interventionsmöglichkeiten für Frauen vorsieht. So gibt es zum Beispiel Klinken für Mütter mit Kindern, in denen eine Entwöhnung von der Sucht angeboten wird und bei denen die Kinder für die Dauer des Aufenthaltes dabei sind. Auf die Art kann das Schuldbewusstsein der Frauen in Bezug auf deren Abhängigkeit vermindert werden.

Ein weiterer Vorteil gesonderter Therapieangebote ist das Ansprechen frauensensibler Themen in den Gruppentherapien. Ein großer Aspekt bei Frauen und ihrer Sucht ist so manches Mal die Co-Abhängigkeit zum Partner und die damit verbundene psychische sowie physische Gewalt in der Beziehung.

Natürlich profitieren auch Männer von geschlechtsgetrennten Gruppen, um Themen wie Impotenz oder eben Aggressionsprobleme etc. ansprechen zu können. Dies soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Frau sitzend vor Mauer mit Handy

Die weibliche Sucht ist anders. Deshalb existieren für Frauen viele separate Therapieangebote. © Rev Stan under cc

Die Forschung zeigt, dass Frauen mit Alkoholsucht einerseits schwierigere Krankheitsbilder aufweisen und andererseits mehr komorbide psychische Störungen mit sich bringen. Ängste und Depressionen sind nur zwei davon. In Bezug darauf machen ebenfalls speziell auf Frauen zugeschnittene Therapieangebote Sinn. Erste Studien zeigen, dass der Therapieerfolg für Frauen bei genderspezifischen Angeboten deutlich höher ist.



Wie werde ich meine Sucht los? Die fehlgeleitete Belohnung


Unser Organismus strebt nach Belohnung. Einem Wohlgefühl. Das Erreichen des Wohlgefühls soll mit größtmöglichem Nutzen und verhältnismäßig geringen Kosten verbunden sein. Alkohol und andere Drogen bieten uns diesen Hormoncocktail, der in Zusammenhang mit dem Belohnungsystem ausgeschüttet wird. Da eine Toleranzentwicklung stattfindet, will unser Gehirn auf Dauer mehr, um denselben Belohngseffekt zu erreichen. Der Weg in die Sucht ist geebnet.

Wie werde ich also meine Sucht los? Indem ich jenen Zirkel aus Belohnung und Gewohnheit versuche aufzubrechen. Mit Unterstützung, Nachsicht und Geduld.