Nichts auf der Welt ist so unumstößlich, begehrenswert, verletzlich und unter Umständen so schmerzhaft wie die Liebe. Wir alle suchen danach. Oft jahrelang. Hat man sie einmal gefunden, sollte man sie festhalten. Doch was, wenn man die Liebe seines Lebens wieder verliert? Die Psychologie der Liebe ist komplex. Seit Jahrhunderten zieht sie uns in ihren Bann. Studien zeigen, nach welchen Kriterien wir unsere Partner auswählen und wann Partner Chancen auf längere Beziehungen haben. Kurzum: Wer bevorzugt wen, warum und wie lange?
Über die Beständigkeit von Beziehungen
Wahre Liebe kann ein Leben lang andauern, dies glauben zumindest zwei Drittel der Deutschen laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach. Harmonie und »Füreinander da sein« im Alltag scheint den meisten wichtiger zu sein als Leidenschaft.
Andere wiederum bevorzugen von Vornherein eher das Konzept der seriellen Monogamie, das heißt mehrere nacheinander folgende Partnerschaften im Laufe eines Lebens. Es ist auch eine Frage der Einstellung und der Bereitschaft, wie viel wir für eine Beziehung bereit sind zu opfern.
Theorien über die Beständigkeit von Partnerschaften gibt es viele. Eine, die für viel Aufhebens sorgte, ist gleichermaßen schlicht wie genial: Der legendäre Paartherapeut John Gottman konnte in seinen Studien zu Paarbeziehungen die sogenannte Gottman-Konstante ausmachen. Diese liegt bei 5:1 und besagt, dass eine Beziehung die besten Chancen auf Stabilität hat, wenn auf fünf positive Interaktionen nur eine negative folgt. Mit diesem mathematischen Verhältnis lässt sich, laut dem amerikanischen Psychologen, in über neunzig Prozent der Fälle vorhersagen, ob ein Paar vor der Trennung steht. Nachhaltig schädlich sind allerdings Verhaltensweisen wie andauernde Kritik, mangelnder Respekt, Schuldzuweisungen und Zurückziehen beziehungsweise Ignorieren des Partners als emotionale Bestrafung.
Liebeskummer: Was, wenn der Partner sich trennt?
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er vergleicht sich mit anderen. Der soziale Vergleich wird ebenso hinsichtlich unserer Partnerschaften und der Wahl unserer Partner getätigt. Das Vorhandensein von Alternativen kann zu Seitensprüngen in Partnerschaften führen oder gar zum Trennen vom Partner. Eine 2018 veröffentlichte Studie zeigt, dass Menschen im Schnitt auf der Suche nach einem Partner sind, der um 25 % attraktiver ist, als sie selbst von anderen eingeschätzt werden. Im sozialen Vergleich orientieren wir uns also »nach oben«.
Wenn man selbst der Verlassene ist, schmerzt es umso mehr, je höher man seine eigene Bewertung des Partners eingeschätzt hat. In ebenjener Psychologie des sozialen Vergleichs liegt aber auch ein Kniff, möchte man den Ex-Partner zurückgewinnen: So wird man für den anderen wieder zur spannenden Alternative, wenn man, anstatt ihm hinterherzurennen, unabhängig bleibt und die Anzahl der eigenen Alternativen (tatsächlich oder vorgeblich) erhöht. Salopp gesagt: Schüre Begehren.
Die eigene Unabhängigkeit scheint ein gewichtiger Punkt. Denn wie bei allem im Leben, geht es auch in der Partnerschaft ums Vorankommen.
Wonach wählen wir unsere Partner aus?
Der aktuelle Zeitgeist sieht für uns Menschen eine individuelle Entwicklung vor. Im Beruf. Im Leben. Ebenso in der Partnerschaft. Wie der Psychologe Prof. Hantel-Quitmann in „Der Geheimplan der Liebe: Zur Psychologie der Partnerwahl“ zusammenfasst, suchen wir für uns Partner, welche uns in unserer jeweiligen Entwicklungsstufe ergänzen und weiterbringen. Meistens, so Hantel-Quitmann, sind solche Analysen der Beziehung vor dem Hintergrund der individuellen Reife uns gar nicht bewusst. Dennoch finden sie im Geiste statt. Ein Beispiel an Beziehungen, die uns im Leben begleiten, sind:
Romantische erste Beziehungen
Es gestaltet sich in jüngeren Jahren oftmals so, dass wir uns Partner suchen, welche uns bei der Entwicklungsaufgabe des Loslösens vom Elternhaus behilflich sind. Häufig sind dies sehr innige Partnerschaften, die einerseits von gedanklicher Abgrenzung zu den Eltern geprägt sind. Andererseits aber auch sehr stark die romantische Seite betonen, nebst ewig geschworener Verbundenheit und Liebe.
Ist die Entwicklungsaufgabe der Abnabelung geschafft, prüft man unbewusst, ob die Partnerschaft weiteren Entwicklungsstufen standhält. Ist eine Weiterentwicklung in der Beziehung möglich? Hemmt der andere mich in meiner Selbstentfaltung?
Der Partner als Ergänzung zu uns selbst
In der Funktion von Beziehungen liegt auch immer ein Abgleich mit sich selbst. Das Loslösen von einer Beziehung ist ein Loslösen von alten Mustern. Man schlägt einen neuen Lebensweg ein, ist auf der Suche nach neuen Eindrücken und Erfahrungen, möchte Grenzen überwinden, sich Wünsche erfüllen. Wer ergänzt uns inwiefern? Wer unterstützt uns in unserer Reifung? Darauf kommt es bei der Partnerwahl an.
Idealer Partner vs. Realer Partner
Wie bereits erwähnt, orientieren sich Menschen bei der Partnerwahl hinsichtlich des Attraktivitätslevels, des sozialen Status, der Intelligenz etc. »nach oben«. Demnach können wir uns einen Menschen an unserer Seite vorstellen, der etwas attraktiver, erfolgreicher etc. ist, als wir selbst eingeschätzt werden. Dies obliegt dem Wunsch in uns zur Optimierung unseres Selbst. Die Wichtigkeit der jeweiligen Eigenschaften ist dabei individuell verschieden. Aus diesem Grund kommt es manches Mal auch zu Beziehungskonstellationen wie: junge hübsche Frau und reicher älterer Mann (eine evolutionsbiologisch begründete Variante der Partnerwahl).
Beeinflusst wird diese Maximierungsstrategie durch unsere tatsächlich vorhandenen Alternativen bei der Wahl der Partner. Die Gerechtigkeitstheorien brechen das Prinzip – durchaus streitbar – sozialökonomisch herunter:
Bei Menschen ist die tatsächliche Wahl … durch Überlegungen bezüglich des Zusammenpassens beeinflusst. Sie wählen schließlich dann doch den Partner, der annähernd den gleichen sozialen Wert hat. Die Wahl eines Partners für eine romantische Beziehung scheint demnach einen heiklen Kompromiss zwischen dem Wunsch nach einem idealen Partner und der Einsicht darzustellen, dass man sich mit dem Partner abzufinden hat, den man verdient.
Durchaus kühne Thesen und dennoch liegt auch in ihnen ein Funken Wahrheit. Ungeachtet dessen geraten bei diesem Ansatz Fairness und Ansprüche an die Harmonie allzu stark in Vergessenheit. Denn neben den genannten sozialpsychologischen Eckpunkten bei der Partnerwahl kommt es nicht zuletzt auch auf die innere harmonische Passung an.
Der Partner als Bestätigung unseres Selbst
Ein weiteres Kriterium bei der Partnerwahl ist das Ähnlichkeitsprinzip. Wir erwählen einen Partner, der uns weitestgehend in unseren Ansichten, Lebensphilosophien bestätigt und dadurch unseren Selbstwert stärkt. Gemeinsam erreicht man mehr. Und schließlich müssen die Lebensziele beider Partner zu Beginn einer Beziehung vereinbar sein. Betrachten wir uns durch die Augen des anderen, müssen wir uns gefallen. Vor allem darauf kommt es in einer Beziehung an.
Es gibt also mehrere Kriterien, nach denen wir unsere Partner auswählen. Abhängig ist die Gewichtung auch immer von der eigenen Persönlichkeit. Die letzten Worte dieses Artikels überlassen wir einem Experten auf dem Gebiet der Liebe: »Es gibt immer einen intelligenteren, einen schöneren Menschen als den eigenen Partner. Aber am Ende ist es die Mischung, die zählt!«