Roboter oder Menschen, wen würdest du retten? Klar. Natürlich, die Menschen. Alles andere wäre verrückt! Nein, so einfach ist das leider nicht. Denn Jahrtausende alte, evolutionäre Automatismen spielen uns – wider besseren Wissens – einen Streich hinsichtlich unseres Mitgefühls für Roboter.

Können wir Roboter menschengleich wahrnehmen?

Seit die Industrialisierungswelle 4.0 auf uns zurollt, sind nicht nur Ingenieure, Informatiker, BWL-er und Designer hellwach. Auch die Psychologen beschäftigen sich mit Forschungsfeldern, welche die Roboter betreffen. Zum Beispiel: Wie muss ein Roboter aussehen, damit wir keine Angst vor ihm haben? Könnte ein Roboter für uns zu einem Weggefährten werden? Könnte er uns gar als Sexpartner dienen? Inwiefern gestaltet sich der Umgang mit Robotern für uns als ein Weg aus der Einsamkeit, und entfernt jene Möglichkeit uns Menschen noch stärker voneinander?

Robotermimik: Wieviel Mensch macht Angst?

Baby berührt Gesicht von Roboter

Mitgefühl mit Robotern: vor allem, wenn man sie von klein auf kennt © Jeena Paradies under cc

Studien zeigen, dass das Design eines Roboters durchaus eine Rolle spielt in Bezug auf den Umgang mit ihm. So kann ein nicht gänzlich perfektes Imitieren von Mimiken beim menschlichen Gegenüber Misstrauen auslösen. Wir nehmen diese Mimik als nicht authentisch wahr. Die Evolution spielt uns einen Streich. Der Gedanke, vom Roboter hintergangen zu werden, wäre dann nicht mehr fern.
Um diesem Dilemma zu entgehen, bedienen sich Ingenieurpsychologen und Designer gern dem Kindchen-Schema bei der Gestaltung der Roboter. Auf die Art werden die elektronischen Zeitgenossen weniger bedrohlich wahrgenommen.

Kündigungswelle: Erste Roboter werden wieder gefeuert

Es wird immer deutlicher, dass menschliche Arbeitsplätze durch Roboter zu ersetzen, nicht das Allheilmittel ist. Tatsächlich wurden in manchen Bereichen, in denen man dachte, künstliche Intelligenz wäre hier eine Bereicherung, die Roboter wieder durch die Menschen ersetzt. So geschehen zum Beispiel in der Autoindustrie und im Hotelwesen. Nicht nur in sozialer Hinsicht gerieten die Roboter an ihre Grenzen. Auch in puncto Flexibilität weist der Mensch deutliche Vorteile auf.


Roboter feuern, ohne mit der Wimper zu zucken, können wir demnach. Wie steht es ansonsten mit unserem Mitgefühl für Roboter?


Wie zeigt sich Mitgefühl für Roboter?

In ihrer Studie untersuchten Nijssen von der Radboud University in Nijmegen und Paulus, Professor für Entwicklungspsychologie an der LMU, in welcher Hinsicht sich Menschen gegenüber Robotern empathisch verhalten würden.

Rettet den Roboter! Mensch tot.

In der Studie wurden Probanden vor moralische Dilemmata gestellt, etwa: »Würden Sie einen Einzelnen in Lebensgefahr bringen, um eine Gruppe verletzter Menschen zu retten?« Dieser Einzelne war je nach Szenario ein Mensch, ein humanoider Roboter oder ein Roboter, welcher eher Züge einer Maschine anstatt eines Menschen aufwies.

Robocop mit Waffe Zeichnung

Roboterdesign: je nach Einsatzfeld und in Abhängigkeit der Ziele, die man erreichen will. Achtung, Ethik! © Roland Molnár under cc

Wahrhaftig zeigt sich auch hier der Pferdefuß der Evolution. Ungeachtet der Tatsache, dass es sich um einen Roboter handelte, der geopfert werden sollte, wurde das Dilemma für die Probanden umso schwerwiegender, je stärker der Roboter einem Menschen ähnelte. Noch schwieriger wurde die Entscheidung zur Opferung, wenn mittels einer kurzen Geschichte der Roboter als mitfühlendes beziehungsweise eigenständiges Wesen beschrieben wurde.

Einige Probanden entschieden sich sogar dafür, die Gruppe verletzter Menschen zurückzulassen, um den Roboter nicht opfern zu müssen. Mitgefühl für Roboter funktioniert also. Wir tun gut daran, dieses evolutionäre Erbe der Empathie für Menschenähnliches ausreichend zu hinterfragen. Denn wie Paulus schlussfolgert: »Das weist darauf hin, dass dem Roboter eine Art moralischer Status zugesprochen wurde. Eine mögliche Implikation ist, dass wir vorsichtig sein sollten, Roboter immer menschenähnlicher zu machen. Dies könnte mit ihrer eigentlichen Funktion, Menschen zu helfen, kollidieren.«

Hello, Robot. Design Mensch versus Maschine.

Fazit: Menschen sind zu Vielem fähig, sowohl zu Gutem als auch zu Schlechtem. Die Gestalt der Roboter ist je nach Einsatzfeld genauestens zu hinterfragen. Klar, ein Minenroboter sollte und muss auch nicht aussehen wie ein Mensch. Das Einsatzfeld eines sozialen Roboters, etwa in der Altenpflege, profitiert vom Kindchen-Schema oder perfektem humanoiden Design. Aber wie steht es zum Beispiel mit »Robocops«, also Robotern, welche im polizeilichen Aufgabenfeld zu Hause sind? Als Mensch oder Maschine kreieren? Wie deren Außenwirkung sein sollte, hängt letztlich auch mit den Zielen und der Richtung, die eine Gesellschaft einschlägt, zusammen und muss ethisch hinterfragt werden. Andernfalls könnte unser evolutionäres Vermächtnis, unser Mitgefühl für Roboter, missbräuchlich gegen uns verwandt werden.