Warum terrorisiert man andere Menschen?

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DIe Bürokratie kann einen auch in den Wahnsinn trieben, den Psychoterroristen rational bis steril zu behandeln, wie einen Vorgang, kann aber helfen. © Christian Schnettelker under cc

Was bringt Menschen eigentlich dazu andere zu tyrannisieren? Spaß an der Freude natürlich, den wir alle so ein bisschen haben. Klatsch und Tratsch, diverse Pannenshows im Fernsehen oder Bewertungssendungen diverser Art mit einer selbstgefälligen, sadistischen und herablassenden Färbung zeigen, dass viele Menschen das anmacht.

Aber von der Schadenfreude über die kleine Fiesheit bis zum handfesten Sadismus liegen noch etliche, sehr große Schritte. Vermutlich wollen wir alle geliebt und anerkannt werden, aber wer Liebe aufgrund schlechter, sehr früher Erfahrungen nicht zulassen kann und wer auch mit der Anerkennung durch andere seine Schwierigkeiten hat, der will oft gefürchtet werden. Gefürchtet wird man, wenn man Macht über den anderen hat und diese nach eigenem Belieben und ohne weiteren Grund einsetzt. Es kann sein, dass sich sekundäre Gründe ergeben, etwa, wenn man andere erpressen kann oder ihnen Dinge wegnimmt, die ihnen gehören oder sie regelrecht versklavt, aber das primäre Motive ist die Demonstration von Macht: Stärker oder überlegen zu sein und es zeigen zu können und später, damit zu drohen. Ein eigentliches Ziel gibt es nicht, wenn man sadistisch motiviert ist und Macht willkürlich gegen andere einzusetzen ist Sadismus.

Die emotionale Erpressung hat das etwas konkrete Ziel, den anderen von sich abhängig zu machen, aber letztlich ist auch das ein Machtspielchen, nur von der anderen Seite her aufgezogen, indem man seine vermeintliche Schwäche benutzt, um Macht über andere zu gewinnen. Beim Stalking ist die Motivlage durchwachsen, da die Unfähigkeit zur Trauer sich in Hass, Neid und Rachegefühle verwandelt und sich das Gefühl entwickelt, anderen das zerstören zu wollen, was man selbst nicht haben kann, in den selteneren psychotischen Fällen ist jemand nicht davon abzubringen, dass der oder die anderen ihn tatsächlich nicht (mehr) liebt und die Beziehung beendet ist (oder nicht stattfindet). Auch beim Stalking kann sich jedoch der sadistische Spaß an der Macht verselbstständigen.

Beim Mobbing kann eine Gruppendynamik entgleisen, erschwerend kommt hinzu, dass bei Übergriffen und Quälereien an denen jeder mal beteiligt war, bei allen das Gefühl aufkommt, man selbst habe ja eigentlich wenig mit der Sache zu tun, schließlich haben es allen anderen auch gemacht. Unlängst ist ein Mobbingfall sehr tragisch geendet. Auch hier changieren die Motive zwischen Macht und Anerkennung. Diese Lust an der Macht finden wir auch beim Cybermobbing und mehr noch bei einzelnen Trollen, die zwischen Langeweile haben und viel Aufmerksamkeit brauchen und Spaß an Aggression und Zerstörung haben, immer ähnliche Motive in unterschiedlichen Formen.

Wie umgehen mit Psychoterror?

Das generelle Konzept gibt es nicht, aber da die verbindenden Elemente die Verunsicherung auf der Seite des Betroffenen sind und die Lust seine Macht zu demonstrieren auf der Seite der Täter, liegen auch da die Lösungen. Selbstbewusster zu werden ist an sich richtig, aber, wie oben schon erwähnt, nichts, was man mal eben beschließen kann. Aber wenn man die Elemente kennt, die Täter und Opfer verbindet, kann man die Konstellationen ändern und wenngleich in manchen Mobbingsituationen der Zug abgefahren ist und man da manchmal besser raus muss, statt Jahre durchzuhalten – Wofür? Das sollte sich jeder ganz ernsthaft fragen – hat man für ein eventuelles nächstes Mal etwas gelernt. Denn mehrfache, besonders passende Opfer gibt es durchaus, sie leben oft einen Wiederholungszwang, der mit ein wenig „Nein“-Sagen, Kampfsportkurs und fester Stimme, festem Blick und Händedruck nicht einfach korrigiert werden kann.

Stark zu sein, heißt gerade nicht, ein unempfindsamer Panzer zu sein, sondern über Humor und vor allem auch Selbstironie zu verfügen. Die versuchte Spitze eines anderen verfehlt ihr Ziel, wenn man darüber selbst herzhaft lachen kann und noch eins drauf setzt, mit einem knappen Kommentar. Keinesfalls bis zur fröhlichen Selbstentwertung, aber gerade der Kontrast lässt ein ruhiges aber bestimmtes, klares „Nein“ als Grenzsetzung markant erscheinen.

Es kommt immer auf die Situation an, beim Stalking ist Humor eher unangebracht, denn der Stalker genießt die Macht durch Aufmerksamkeit, von der er weiß, dass er sie erregt. Diskussionen bringen nichts, was bei Menschen funktioniert, denen es um Aufmerksamkeit geht und dadurch sich in den Kopf anderer dauerpräsent einzuschleichen, ist maximale Ignoranz. Nicht ansprechen, nicht bitten, kein vernünftiges Gespräch suchen, nicht drohen, sondern nicht zur Kenntnis nehmen, wofür man einen langen Atem braucht, denn Stalker eskalieren die Situation gerne, um dann doch wieder Aufmerksamkeit zu bekommen, den Rest können Anwalt und Polizei erledigen.

Ähnlich bei Trollen, nicht füttern ist die goldene Regel, doch stets gibt es einen, der doch wieder erziehen will oder meint, die besseren Argumente zu haben. Der Fehler liegt aber bereits in der Überlegung der Troll wolle diskutieren, er will jedoch nur Streit provozieren und vor allem Beachtung, im Gespräch sein. Ob verteidigt oder gehasst, egal, Hauptsache Beachtung.

Nicht auf die Ebene der Emotionen begeben!

Dieser Punkt ist vermutlich der wichtigste und schwierigste zugleich. Psychoterror ist in erster Linie ein Angriff auf unseren Selbstwert und selbst wenn er scheinbar argumentativ daherkommt, er ist nie rational gemeint, sondern zielt immer darauf ab, uns emotional zu verunsichern. Kommuniziert man mit jemandem, der gewohnt ist Psychoterror zu verbreiten, wird man oft mit einem ganzen Arsenal an Unterstellungen, Provokationen, absurden Vorhaltungen und dergleichen konfrontiert, die einen mitunter fassungslos machen und das sollen sie auch.

Menschen die Psychoterror verbreiten haben keine Argumente und wollen auch nicht reden oder diskutieren, selbst, wenn sie er vorgeben. Sie wollen manipulieren, drohen, erpressen, damit, was passieren wird oder damit wie mies man doch immer war. Sie wollen verwirren und sich an der Verunsicherung weiden, weil Macht auszuüben das Surrogat für echte Anerkennung und Liebe ist.

Die emotionale Ebene ist die einzige, die Menschen, die Psychoterror verbreiten interessiert, hier sind sie gut, vor allem viel geübter und hemmungsloser als ihre Opfer. Deshalb lassen Sie sich nie auf die emotionale Ebene ein. Bleiben Sie so förmlich und sachlich wie es geht. Wer schon einmal an einem Schreiben vom Amt verzweifelt ist, weiß, das wirkt. Denn es ist unpersönlich, allgemein und distanziert. Die Täter wollen nichts sachlich klären und mögen Argumente nicht, weil sie keine haben. Sie nutzen rationale Mittel um alles auf die emotionale Schiene der Schuldgefühle, Drohungen, der Verächtlichmachung zu ziehen, auf die sollte man sich nie begeben.

Schwierig, aber nützlich. Stelle Sie sich vor, Sie seinen ein Beamter der einen Fall bearbeitet. Machen Sie klar, nicht durch Ankündigungen, dass Sie nur auf der rationalen Ebene kommunzieren. Worum geht es? Was wären Lösungen? Menschen die Psychoterror verbreiten wollen, wollen anderer immer auf die Ebene der Emotionen ziehen, wenn man sich dort hin begibt, hat man verloren, auf der Ebene des rationalen hat man stets die besseren Karten, weil es keine Legitimation für Sadismus gibt. Kann sein, dass der Psychoterrorist verletzt ist, gekränkt, sich als eigentliches Opfer sieht, aber das ist sein Problem, da kann jeder sich helfen lassen.

Jede Situation ist anders

Es gibt nicht „den Tipp“, der sicher hilft, weil jede Konstellation anders ist. Wichtig ist, selbst aktiv zu werden, wieder zum Spieler, statt zum Spielball zu werden, darum überlegen Sie selbst, was ihnen gut tun würde. Vielleicht das Boxtraining, der Karatekurs, die Beratung bei der Polizei, dem sozialpsychiatrischen Dienst. der Ganz zum Anwalt oder Psychologen. Das sind Profis, die wissen, was sie tun und auch dann einen kühlen Kopf behalten, wenn man es selbst nicht gut kann. Viele Arbeitgeber haben Beratungsstellen für Mitarbeiter und oft gar keine Lust auf Mobbing im eigenen Haus.

Die Täter haben die Eigenschaft ihrem Opfer oft klar zu machen, dass ihnen alles egal ist und es daher keinen Schutz vor ihnen gibt, egal wen man sich zur Hilfe holt. Den finsteren Gott zu geben, der einen immer findet und den niemand aufhalten kann, ist Teil des emotionalen Spiels, dass es für jemanden keine Grenzen gibt. Stimmt nicht, wie hemmungslos jemand auch sein mag, Grenzen gibt es immer, Beispiele dafür genug. Wenn man das Bild im Kopf hat der andere sei wie Gott, gilt es daran zu arbeiten und den Menschen dahinter sehen zu lernen. Psychotherapeuten können dabei helfen.

Perfekt ist niemand, darum ist der Narr, jemand der sich ohnehin nackt machen kann, gut gesichert gegen Psychoterror. Wer unten ist, kann nicht degradiert werden. Psychopathen sind auch keine guten Opfer, weil sie den Spieß umdrehen und dann auch in der Lage sind auf der emotionalen Ebene eine Antwort zu geben, die verstanden wird, da sie einen sehr sehr überzeugenden Auftritt haben. Auf Mystiker geben so gut wie keine Fläche, wo ein Angriff überhaupt landen kann. Kaum einer ist Narr, Psychopath oder Mystiker in der vollen Ausprägung, aber jeder wache Leser kann erkennen in welche Richtung er tendiert, sie alle bieten Auswege an.

Kurz gesagt: Flexibel bleiben oder werden, Hilfe annehmen und Informationen einholen. Aktiv werden statt Opfer zu bleiben. Spüren, wer man ist und bei der Stärkung welches Bereiches man sich am meisten verspricht, nie auf die Ebene der Emotionen einlassen. Auch diese Situation als eine Angebot sehen und nutzen, etwas über sich zu lernen.