Ob es einen Zusammenhang zwischen der jeweiligen Blutgruppe eines Menschen und seiner Persönlichkeit geben könnte, müsste noch eingehender erforscht werden. Die Studienlage zur individuellen Gesundheit in Abhängigkeit von der Blutgruppe ist im Vergleich dazu fortgeschrittener. Doch bevor wir uns dem aktuellen Forschungsstand widmen, schauen wir uns die hypothetischen Annahmen für die einzelnen Blutgruppen-Typen hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes an. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Blutgruppe und Ernährung? Könnte eine Blutgruppendiät sinnvoll sein, also eine auf die individuelle Blutgruppe zugeschnittene Ernährung? Wir wollen prüfen, ohne voreingenommen zu sein.

Ist Blutgruppendiät sinnvoll? Krankheitsrisikoprofile für Blutgruppen

Abseits der medizinischen Pfade gibt es einige Forscher, Ärzte, Naturheilkundler u.ä., die sich mit einer möglichen blutgruppenspezifischen Krankheitslast beschäftigen. Der streitbarste und bekannteste ist wohl Dr. Peter D’Adamo, seines Zeichens Naturheilkundler mit langjähriger Praxiserfahrung im Bereich der alternativen Behandlungsmethoden.
Aufgrund dieser Erfahrung entwickelte D’Adamo blutgruppenspezifische Gesundheitsprofile, basierend auf dem angenommenen unterschiedlichen Stoffwechsel einzelner Blutgruppen-Typen. Nachfolgend führen wir einzelne Annahmen aus seinem Buch 4 Blutgruppen: Richtig leben auf. Inwiefern diese durch Studien bestätigt werden können, werden wir im nächsten Teil unserer Serie behandeln.
Vorab sei gesagt, dass die nachfolgenden Erklärungen lediglich einige sehr reduzierte Auszüge aus D’Adamos Buch sind. Bei Interesse für nähere Informationen hinsichtlich der Frage, ob die Blutgruppendiät sinnvoll sein könnte, wird auf die Abhandlung verwiesen.

Blutgruppe 0: Der »Urtyp« – Kämpfen oder Fliehen

rotes Fleisch mit Salat und Limette auf Teller

Fleisch mit Gemüse soll nach D’Adamo die richtige Ernährung für Menschen mit der Blutgruppe 0 sein. © Elin B under cc

Nach D’Adamo tragen Typen der ältesten Blutgruppe der Menschheit noch immer alle Reaktionen in sich, die eine rasche Reaktion auf Gefahrensituationen ermöglichen. Kämpfen oder Fliehen! In potentiellen Gefahrensituationen soll der Organismus von Typ 0 unverzüglich reflexhafte Gegenreaktionen in die Wege leiten: unter Stress eine große Menge von Katecholaminen erzeugen und eine geringe Menge von Monoaminoxidase(MAO). Was zu Zeiten von Jägern und Sammlern lebensnotwendig war, kann in modernen Gesellschaften zum Problem werden. Überzogene Wut- und Ärgerreaktionen können die Folge sein, genauso wie gesundheitliche Probleme aufgrund des sehr stark empfundenen Stresses. Bluttyp 0 soll offenbar sehr anfällig für Stoffwechsel- beziehungsweise Magen-Darm-Probleme sein (Insulinresistenz, träge Schilddrüsenfunktion, Ödeme und Gewichtszunahme bei falscher Ernährung).

D’Adamo empfiehlt Menschen der Blutgruppe 0 ihr beachtliches genetisches Erbe (schneller Muskelaufbau, Ausdauer und Sportlichkeit) zu nutzen, um die ausgelösten Stressreaktionen des schnelllebigen, technologischen Zeitalters zu kompensieren. Ferner merkt D’Adamo an, dass Menschen der Blutgruppe 0 eine Überproduktion von Magensäure hätten und demzufolge eine Fleisch- und (nicht zu vergessen!) pflanzenbasierte Kost (wenig bzw. ausgewählte Kohlenhydrate, keinen Weizen) zu sich nehmen sollten.

Blutgruppe A: Stress als Herausforderung

Nach D’Adamo soll auch für Menschen mit der Blutgruppe A der Umgang mit Stress sehr entscheidend sein. Eine häufig nach innen gerichtete »Stressbewältigung« – ein »In-sich-reinfressen« – kann längerfristig ernsthafte Gesundheitsrisiken mit sich bringen (wie letztendlich bei allen Menschen), Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folgen sein. Für Typ A soll es deshalb besonders wichtig sein, durch Nahrung und moderate körperliche Bewegung (Gymnastik, Spazierengehen, Meditation etc.) für eine innere Balance zu sorgen. Im Gegensatz zu Typ 0 soll Typ A durchaus Getreideprodukte und Kohlenhydrate im Allgemeinen in der Ernährung verarbeiten können, allerdings demgegenüber weniger Fleisch (da bei Typ A offenbar ein niedrigerer Magensäurespiegel vorhanden sein soll). Grünes Gemüse ist auch bei dieser Blutgruppe selbstredend von Vorteil.

Ein strukturierter Tagesplan, ausreichend Schlaf, die Förderung der Kreativität und inneren Balance sowie eine der Blutgruppe angemessene Ernährung scheint hinsichtlich der Blutgruppendiät nach D’Adamo für Menschen mit der Blutgruppe A äußerst sinnvoll zu sein.

Blutgruppe B: anpassungsfähig und gesund

B-Typen sollen laut D’Adamo von Natur aus zu einem hohen Cortisolspiegel neigen und eine Tendenz zur Überproduktion von Cortisol in Stresssituationen besitzen. Dennoch sollen sie als sehr anpassungsfähig und sehr gesund gelten, solange sie der für die Blutgruppe B spezifischen Ernährung folgen und auf einen gut getakteten zirkadianen Rhythmus achten (Tagesstruktur). D’Adamo empfiehlt B-Typen einen kreativen Ausgleich, um ihre nonkonformistische Seite ausleben zu können und besser mit den stressigen Alltagsanforderungen umgehen zu können. Meditative Bewegungsarten und intensive sportliche Ertüchtigung sollen für Menschen der Blutgruppe B gleichermaßen ratsam sein und vollführt werden, so zum Beispiel Tennis, Kampfkünste, Wandern. B-Typen können dabei ihre Gabe zur Entspannung und Visualisierung nutzen. Es könnte sein, dass bei B-Typen Stickoxid verhältnismäßig rasch ausgeschieden wird, was für einen effizienten Umgang des Organismus mit Stress sprechen würde – vonnöten dafür ist allerdings, dass Menschen mit dieser Blutgruppe den für sie angemessenen Richtlinien in Ernährung und Lebensweise folgen. Hier ist allerdings noch weitere Forschung ratsam.

Asiate im Yogasitz im Wald schwarz weiß

Meditation soll besonders für Träger der Blutgruppe B hilfreich sein. © Kah Wai Sin under cc

Bezüglich der Blutgruppendiät scheint es für den B-Typ sinnvoll zu sein, neben viel Gemüse mehrere, kleinere Portionen mageres Fleisch (pro Woche) zu essen (kein Huhn) sowie Weizen durch Dinkel zu ersetzen. Die meisten Träger dieser Blutgruppe vertragen Milchprodukte, sie können von ihnen verstoffwechselt werden, dennoch soll manchem B-Typ das Enzym Lactase fehlen (Lactoseintoleranz). Eier scheinen ebenfalls eine gute Nahrungsquelle für Typ B zu sein.

Blutgruppe AB: Von allem etwas

Nach D’Adamo lehnt sich das Stresshormonprofil des AB-Typen an dem der Blutgruppe 0 an, jedoch teilt er einige chemische Reaktionen auf Stickoxid mit der Blutgruppe B. Das Verdauungsprofil von AB-Trägern soll dagegen dem des A-Typen ähneln, ungeachtet dessen teilt er die Vorliebe für Fleisch mit der Blutgruppe B. Demzufolge brauchen laut D’Adamo AB-Typen zwar mehr tierisches Eiweiß in ihrer Ernährung als der A-Typ, trotz allem fehlt ihnen die ausreichende Magensäure, um es effizient zu verdauen, was wiederum den Fleischkonsum beschränken sollte. Menschen mit der Blutgruppe AB sollen die Tendenz haben, bei Stress einen hohen Katecholaminspiegel aufzubauen.

Für Bluttyp AB empfiehlt D’Adamo ein stabiles soziales Umfeld und kluge Zielerreichungsstrategien bei der Umsetzung von Projekten, um der dem AB-Typen eigene Impulsivität etwas entgegenzusetzen. Hinsichtlich der körperlichen Betätigung werden Aerobic und Yoga, Stretching empfohlen. Koffein und rotes Fleisch sollen für Menschen mit dieser Blutgruppe nicht geeignet sein, Fisch und Meeresfrüchte genauso wie Soja dagegen schon. Wie bei allen anderen Blutgruppen wird eine vor allem durch pflanzliche Nährstoffe angereicherte Kost empfohlen, für AB-Träger mit der besonderen Betonung auf Vitamin A. Dem Frühstück sollte der AB-Typ besonderes Gewicht einräumen (»Morgens wie ein König«), um den Stoffwechsel in Schwung zu bringen. Außerdem scheint es für die Verdauung der AB-Typen förderlich zu sein, wenn sie Stärke und Eiweiß nicht mit derselben Mahlzeit aufnehmen.

Die hier dargestellten Annahmen sind, wie bereits erwähnt, nur kleine Auszüge aus dem genannten Buch. Als weiterführende Quelle wird auf D’Adamo verwiesen.
Im nächsten Teil unserer Serie begeben wir uns auf die Spur der noch jungen Forschung zu Blutgruppen-Typen und deren mögliche spezifische Gesundheitsprofile. Wir prüfen die Empirie dahingehend, ob die Blutgruppendiät sinnvoll sein könnte, für den Fall, dass ein Zusammenhang zwischen Blutgruppen und Risiken für bestimmte Erkrankungen existent wäre.