Veganismus, also der Verzicht auf tierische Produkte jedweder Art, ist für Viele mehr als nur eine Ernährungsform und auch mehr als nur ein kurzzeitiger, »hipper« Trend. Es ist eine neue Art zu leben, die für die meisten Veganer zukunftsweisend ist.

Die Häufigkeitsangaben derer, die sich in Deutschland vegan ernähren, schwanken. Zwischen 0,1 % und 1 % der deutschen Bevölkerung sollen ausschließlich pflanzliche Kost zu sich nehmen. Dies entspricht etwa zwischen 81.000 und 810.000 Personen in Deutschland. Tendenz steigend.

Vegan sein: Durchdringung vieler Lebensbereiche

Der Markt passt sich diesem wachsenden Bedürfnis an. Vegane Produkte in den Lebensmittelregalen werden zahlreicher und weitere Wirtschaftszweige stellen sich ebenfalls darauf ein, dass immer mehr Menschen mit ihrem Lebensstil zu weniger Leid und nachhaltiger Bewirtschaftung beitragen wollen. Naheliegend ist für viele Veganer zum Beispiel, Kleidung und Schuhe zu tragen, die »tierleidfrei« hergestellt worden sind. Getragen werden unter anderem Stoffe aus Leinen, Hanf, Kork oder Sojaseide, keine Wolle, Pelz oder Leder. Kürzlich gab es zudem eine Onlinepetition, bei der gefordert wurde, dass englische Geldnoten zukünftig ohne tierische Fette gefertigt werden sollen.

kleiner Laden, veganer Supermarkt

In vielen Städten gibt es mittlerweile rein vegane Supermärkte und Restaurants. © George Rex under cc

Auch technische Geräte, die Innenausstattung eines Fahrzeuges, Fahrräder etc. wünschen sich viele Veganer (und Vegetarier) ohne tierische Produkte. Sogar vegane Energie wird mittlerweile in Deutschland angeboten – Strom und Gas umweltfreundlich und tierleidfrei produziert.

Befasst man sich mit dem Thema Veganismus, wird man erstaunt sein, wo überall versteckte tierische Produkte lauern – da, wo man es am wenigsten vermutet, wie zum Beispiel in diversen Klebstoffen von Verpackungsetiketten. Durch Veganismus lässt sich jede Menge für die Umwelt erreichen. »Vegansinn« greift um sich, weil er einen Ansatzpunkt bietet, in seinem eigenen Leben etwas aktiv für den Planeten und mehr Menschlichkeit zu tun.

Veganismus zum Wohle des Planeten

Eine kürzlich veröffentlichte Studie in den »Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America« gelangt zu der Schlussfolgerung, dass bis zum Jahr 2050 eine ausgewogene pflanzenbasierte Ernährung nicht nur die globale Sterblichkeit der Menschen um 6-10 % reduzieren könnte, sondern auch eine Reduktion der durch die derzeitige Ernährungsform verursachten Treibhausgase zwischen 29-70 % mit sich brächte. Dies sind nur zwei von vielen möglichen Gründen, warum Menschen sich entschließen, vegan zu leben.

Gründe für Veganismus

Das Bundesinstitut für Risikobewertung veröffentlichte die Ergebnisse einer Studie, welche mittels Fokusgruppen die Gründe für Veganismus bei Praktizierenden untersucht.
Demnach ist die Entscheidung, vegan zu leben, ein Zusammenspiel aus individuellen Einstellungen, verschiedenen begünstigenden Umweltbedingungen sowie dem ethischen Grundmotiv Tierleid vermeiden zu wollen.
Menschen sind gewillt, vegan zu leben, weil sie die Gesellschaft aktiv verändern wollen. Sie wollen ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten. Dabei nehmen sie etwaige Diskussionen mit der Familie oder in den sozialen Medien in Kauf.

Auch eine durch den Veganismus verbesserte Gesundheit und mehr Wohlbefinden spielen eine nicht unwesentliche Rolle bei der Entscheidung zum Veganismus. Denn die Langzeitstudien sind mittlerweile abgeschlossen. Metaanalysen zeigen, wie überaus positiv sich eine überwiegend pflanzenbasierte Kost auf den Organismus auswirken kann. So sinkt das Risiko für verschiedene Krebsarten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Beispielsweise scheint das Brustkrebsrisiko für Frauen durch den Milchkonsum um das Siebenfache erhöht zu sein. Bei Patienten mit Krebs scheint eine Umstellung von fleisch- auf pflanzenbasierte Kost positive Auswirkungen auf deren Gesundheit zu haben. Weitere positive Effekte einer überwiegend pflanzenbasierten Kost wurden in Metaanalysen in Bezug auf Demenz, Diabetes, Osteoporose, Zahngesundheit und psychisches Wohlbefinden (weniger Stressanfälligkeit) gefunden.

überfüllte Mülltonnen

Veganismus ist mehr als nur eine Ernährungsform. Man will etwas für die Rettung des Planeten tun. (All changes made to the image settings are applied to the selected photo only.) © Garry Knight under cc

Viele Befragte in der Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung hatten, bevor sie sich dem Veganismus zuwandten, sich vegetarisch ernährt, sodass sie bereits Erfahrung hinsichtlich einer solchen Ernährungsumstellung hatten sowie auch Erfahrungen damit, sich als »Ernährungsaußenseiter« zu fühlen. Hat man Rollenmodelle im sozialen Umfeld, die sich vegan ernähren, scheint die Umstellung umso leichter zu fallen.

Sind Veganer umweltbewusster?

Man sagt, dass viele vegan lebende Menschen auch Minimalisten seien, das heißt, sie versuchen insgesamt, sich in ihrem Leben reduzierter einzurichten. Minimalisten besitzen hauptsächlich nur notwendige Dinge, die man zum Leben braucht und (gegebenenfalls) einige wenige Luxusartikel. Ferner legen sie mehr Wert auf Zeit als auf Geld.

In einer quantitativen Studie der Universität für Bodenkultur in Wien, in welcher Veganer und Vegetarier befragt wurden, zeigt sich das Umweltbewusstsein der Befragten vor allem am Einkauf von Produkten aus biologischer Landwirtschaft und der Wahl alternativer/regionaler Einkaufsmöglichkeiten. Überraschenderweise steht demgegenüber, dass es in den Bereichen Mobilität (Autos) beziehungsweise Mülltrennung/-vermeidung kein beziehungsweise nur ein tendenziell leicht gesteigertes Pro-Umweltverhalten gibt, im Vergleich zur durchschnittlichen Bevölkerung Wiens. Verglichen mit den Vegetariern scheinen sich nach eigenen Angaben die Veganer umweltbewusster zu verhalten. Diesbezüglich bedarf es allerdings noch weiterer detaillierter Forschung, da die Stichprobe in dieser Studie überschaubar und nur auf den Raum Wien bezogen war.

Die Chance, etwas für die Umwelt zu tun, hat jeder. Unabhängig davon, ob man sich für Veganismus entscheidet oder nicht. Selbst wenn der individuelle Beitrag nur minimal wäre – sich auf weniger Fleisch essen, Müllreduzierung, weniger Autofahren oder vegane Energiezufuhr bezieht -, könnten wir alle gemeinsam eine Menge bewegen.