Die Gründe für Beziehungsunfähigkeit können vielfältig sein, wobei mit Beziehungsunfähigkeit hier das mehrmalige bis chronische Scheitern von Paarbeziehungen gemeint sein soll. Die Gründe für eine Unfähigkeit, sich langfristig zu binden, können pathologischer Natur sein, müssen es aber nicht.
Der unproblematischste Fall ist einfach: die Jugend. Es gibt die seltenen Situationen, bei denen Menschen sich früh kennen und lieben lernen und ein Leben lang zusammen bleiben, die berühmte Sandkastenliebe. Doch in aller Regel ist die Jugend die Phase, sich selbst und sich selbst in Beziehungen auszuprobieren. Der Zauber der ersten Male, des sich Verliebens, der ersten Berührungen, der ersten Küsse, der ersten sexuellen Kontakte, die einerseits oft wunderschön waren – andererseits erinnert man sich an die Unsicherheiten dieser Lebensphasen häufig nicht mehr, wenn man reifer und erfahrener ist. Zurück bleibt eine romantisierende Weichzeichnung des Damals.
Man probiert sich aus, auch wie es ist, einen Partner zu haben, nun ein Stück des Weges zu zweit durchs Leben zu gehen und wie sich das anfühlt. Für jeden etwas anders. Der eine platzt vor Stolz und Verliebtheit, andere fühlen sich vielleicht ein wenig eingeschränkt. In der Regel kann man die ganze Welt umarmen und für die meisten Menschen gelten Frischverliebte als Menschen im Ausnahmezustand. Ein Gefühl, was hoffentlich sehr vielen bekannt ist. Erst will es nicht klappen mit einem Partner, doch ist der Knoten erst einmal geplatzt, wird und wirkt man nicht selten selbstsicher, charmant und gerade dann attraktiv, auch für andere. Man spielt nich selten allerlei Varianten durch, vielleicht mehr auf der sexuellen als auf der offizielleren Beziehungsebene und Partnerschaftswechsel in kleineren Zeitabständen sind in dieser Phase vergleichsweise normal.
Man kann für jemanden schwärmen und schmachten und ein paar Wochen später bereits für jemand anderen. Auch hier gibt es schon Unterschiede, die einen probieren aus, für wie viele Menschen sie interessant sein können, anderen schwärmen, erkannt oder unerkannt, für die eine. Mädchen sind in der Regel besser darin, von einem Freund wieder loszulassen wenn es endgültig vorbei ist, während Jungen in frühen Jahren, wenn sie denn für eine Beziehung reif sein sollten, ihrer Angebeteten lange hinterherweinen können, auch wenn die weitere Beziehung völlig aussichtslos erscheint. Keine ist, so fühlt man, wie sie, oder kann je wieder ihren Platz einnehmen. Dass man das mit 15 definitiv zu wissen meint, ist nicht ungewöhnlich.
Irgendwann einmal ist die Zeit des Probierens, der Abenteuer und des Testens, wie attraktiv man ist, in aller Regel vorbei und es wird gesellschaftlich erwartet, dass man (und Frau auch) sich die Hörner abgestoßen haben. Die Beziehungen werden etwas länger, fester, tiefer, meistens jedenfalls. Allmählich kristallisiert sich auch heraus, dass es bei einigen mit längeren Beziehungen irgendwie nicht klappen will. Das kann den einfachen Grund haben, dass man sich noch nicht bereit fühlt für eine längere Partnerschaft, vielleicht war der oder die Richtige einfach noch nicht dabei oder man hat das Gefühl, nur einmal jung zu sein und das will man auskosten. Manche haben sich als durchaus attraktive Partner erwiesen, mit denen andere vielleicht zusammen sein wollen, aber das muss nicht zwingend auf Gegenseitigkeit beruhen.
Möglicher Grund für Beziehungsunfähigkeit: Narzissmus
Narzissmus in der Liebe ist berüchtigt und wir haben seine Symptome, Wendungen und Problematiken im gleichnamigen und beliebten Artikel besprochen, so dass wir uns hier auf die Gründe und Phantasien beschränken wollen, die Menschen mit narzisstischen Symptomen, bishin zu einer manifesten narzisstischen Persönlichkeitsstörung, daran hindern können, sich auf Beziehungen einzulassen. Generell kann man sagen, dass alle Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung Probleme in der Partnerschaft haben, aber nicht alle sind beziehungsunfähig. Nur ist die Beziehung zu Narzissten keine, in der der Partner emotional warm wird, weil Narzissten um sich selbst kreisen. Allerdings sind sie sehr wohl in der Lage, Partner zu idealisieren, versuchen dann aber auch oft, den Partner ihrem Ideal gleich zu machen, wenn sie meinen, der Partner könnte noch ein bisschen perfekter sein.
Die Idealisierung kann dann auch mal schnell vorbei sein und dann wird man gerade von Narzissten postwendend abserviert, gerne auch mal „stilvoll“ per Kurzmitteilung übers Smartphone oder ähnliches. Die Wegwerfgesellschaft geht manchmal auch mit Beziehungen so um. Solange alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, super. Doch wenn der andere anstrengend wird und nicht mehr alles Wolke 7 und der Auftritt als perfektes Paar ist, wird man schnell ausgetauscht. Alles was nicht de luxe ist oder werden will, wird aussortiert.
Eine typische Problematik des Narzissmus ist der Neid und der drückt sich in der Partnerschaft gerne darin aus, dass man sich nicht so richtig für die Bindung an jemanden entscheiden kann, denn es könnte einem ja etwas entgehen, ein anderer. Es kann ja nett und schön sein in der Beziehung, aber andererseits weiß man ja nicht, wer da draußen noch so alles an potentiellen Partnern rumläuft und man will auch nichts verpassen, vor allem wenn man sieht, dass es andere gibt, die mitnehmen, was und wen sie kriegen können.
Auch der Reiz, mehrere Partner gleichzeitig zu haben, ist natürlich in all der Theatralik, mit der man meint sich einfach nicht entscheiden zu können, ein Luxusproblem und ein echtes für die Partner selbst, ob diese voneinander wissen, oder nicht. Es sei denn, es sind wirklich alle mit der Konstellation zufrieden. Ansonsten ist die Frage oft entlarvend, was man denn glaubt, wenn man zwei oder gar noch mehr Partner gleichzeitig hat, was die davon halten? Oft reden sich Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung heraus und leugnen ihre Verantwortung indem sie behaupten, sie seien in dem Moment, wenn sie beim jeweiligen Partner sind, ganz aufrichtig in diesen verliebt und der andere spiele dann in dem Moment überhaupt keine Rolle. Eine feste Beziehung ist so schwer denkbar, da man sich zu nichts und niemandem bekennen will, jemand anderer könnte ja mehr Spaß machen.