In diesem Artikel soll es nicht darum gehen, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, der im Discounter einkauft. Es soll auch nicht aufgezeigt werden, dass regional Einkaufen die einzig wahre Option für unseren Planeten darstellt. Vielmehr sollen Modelle berichtet werden, wie einige Gemeinden auf dieser Welt regional Einkaufen fördern und inwiefern staatliche Befürwortung dessen stattfindet. So wie wir bei der Recherche für diese Artikelreihe von diesen Informationen überrascht worden sind, wollen wir euch diese neu eingeschlagenen Wege nicht vorenthalten. Die aufgezeigten Beispiele sind nicht erschöpfend. Es gibt unzählige mehr. Solltet ihr von anderen Modellen wissen, sprecht gern in den Kommentaren miteinander darüber. Denn wieder mehr miteinander zu kommunizieren, ist ein weiterer wichtiger Schritt auf unserem Weg zur Verbesserung unserer Lebensqualität.
Regional Einkaufen: Lokales und Soziales
Bei unserer Recherche sind wir auf viele Gemeinschaften gestoßen, von Menschen, die zueinander gefunden haben, weil sie ein und dasselbe Ziel verbindet: gesünder und nachhaltiger zu leben. Wie zum Beispiel Marty Travis und seine „The Stewards of the Land“. Eine Kooperation von Farmern in Illinois, die kurz davor waren ihre Höfe zu verlieren, weil sie mit der konventionellen, „globalen“ Landwirtschaft wenig ertragreich waren, und durch nachhaltige Landwirtschaft und lokale Lieferungen, unter anderem an lokale Supermärkte und Restaurants in Chicago, einen neuen Weg für sich gefunden haben. Unter anderem pflanzen die Farmer in Abstimmung mit den Restaurants neue (eigentlich: alte) Sorten an, wie zum Beispiel Einkorn, Amarant und vieles mehr. Gemeinsam lernen sie wieder die ursprüngliche nachhaltige Bewirtschaftung des Landes, ohne Raubbau an den Böden zu betreiben.
Konventionell geführte Landwirtschaft als Sackgasse?

Regional einkaufen begünstigt auch eine nachhaltige Landwirtschaft. © Gemma Billings under cc
Denn die Landwirtschaft der letzten Jahrzehnte, die dazu dienen sollte, die wachsende Menschheit zu ernähren, die Effizienz der Bewirtschaftung in diesem industriellen Maße hat sich als nicht vorteilhaft erwiesen. Eine hohe Nitratbelastung in den Böden, Schädlingsbefall bei den Pflanzen, wenig nährstoffreiche Erträge sowie die Verschmutzung des Grundwassers und günstigere „Konkurrenzprodukte“ von weiter her inklusive langer Transportwege sind nur einige Probleme, mit denen unsere Landwirte zu kämpfen haben. Dagegen ist ein fruchtbarer Boden voller Mikroorganismen die Voraussetzung für widerstandsfähige und mineralstoffreiche Pflanzen, zudem die Basis für eine bessere Umwelt. Die Anerkennung der Landwirte für deren Arbeit hat in den letzten Jahrzehnten stark gelitten – warum nicht daraus lernen und zum Beispiel nach dem Modell von Travis und seinen „Stewards of the Land“ neue Wege beschreiten?
Und der Wandel passiert. Viele Gemeinschaften gehen bereits diesen Weg. Bauern finden sich zusammen, Anpflanzungen werden abgesprochen und tatkräftig bei der Ernte mitgeholfen. Die Menschen reden bezüglich ihrer Ernährung wieder mehr miteinander und finden Lösungen.
Regionalität kann bis hin zu Autarkie führen. Dies betrifft vermutlich nicht alle Waren, die in einer Gemeinschaft im Umlauf sind, aber zumindest einen Großteil. Und es ist krisensicherer.
Autarke Gemeinschaften
Überall auf der Welt entstehen mittlerweile kleinere Gemeinschaften, die autark leben und sich selbst versorgen. Unabhängig davon, ob es sich um ein ganzes Dorf, wie zum Beispiel Rettenbach im Allgäu, handelt oder um kleinere Gemeinden oder Bezirke, unabhängig davon ob sie vollständig autark sind oder auf dem besten Weg dahin, für eines scheint dies zumindest zu sprechen: Der Trend geht in diese Richtung. Ob in England, den Niederlanden oder in Japan – weltweit gibt es Ansätze dafür. Mit nachhaltiger Landwirtschaft, alternativer Energieversorgung wie Wind- und Solarenergie sowie Wasseraufbereitung scheint man auch auf etwaige Versorgungs- und Wirtschaftskrisen gut vorbereitet zu sein, da man unabhängiger von der Weltwirtschaft ist. Selbstredend sind diese Lebensmodelle in Bezug auf den Klimawandel günstig, da sie die spezifischen Vorteile einer jeden Region nutzen. Welche Art von Energieversorgung bietet sich an? Wie lässt sich Landwirtschaft nachhaltig betreiben auf unseren spezifischen Böden? Die Gemeinde entscheidet.
Und die Betonung von Regionalität geht vielerorts noch einen Schritt weiter. Ist man unzufrieden mit dem Euro? Es bestünde die Möglichkeit, eine alternative Währung einzuführen, die zudem regional Einkaufen fördert (selbstverständlich nicht ohne sich vorab zu informieren!).
Regional Einkaufen: Ohne einen einzigen Euro!

Regional einkaufen: beim Bauern aus der Umgebung © Jay Phagan under cc
Kennt ihr schon den Chiemgauer? Das ist nur eine von vielen Regionalwährungen in Deutschland. In etwa 600 Geschäften lässt sich zwischen Rosenheim und Traunstein mit dem Chiemgauer bezahlen. Dies verhindert, dass das mühsam erarbeitete Geld nicht in den Weiten des globalen Wirtschaftsmarktes verschwindet, sondern die Kaufkraft in der Region bleibt. Regional einkaufen mit regionaler Währung. Wer nun glaubt, das ist illegal, täuscht sich. Im Gegenteil: Von Bundesbank und Europäischer Union werden regionale Währungen oftmals unterstützt, da sie zum Umlauf des Geldes beitragen, krisenfester sind und die regionale Wirtschaft stärken.
Loyalität und soziales Miteinander
Davon abgesehen, dass solche regionalen Währungen zur Stabilität von Regionen in unsicheren Finanzkrisenzeiten beitragen, stärken sie auch die Loyalität eines jeden Bewohners zu seiner Region. Man tauscht sich über Waren aus, spricht miteinander und freut sich über die gute Ernte und den guten Geschmack. Gegenseitige Unterstützung anstatt Konkurrenz. Die Verbundenheit zwischen den Menschen in einer Gemeinschaft wächst, entgegen der Anonymität, für welche der Mensch nicht geschaffen ist. Und man tut zudem noch etwas für die Umwelt!
Für Dörfer mag das funktionieren, wird so mancher jetzt einwerfen. Aber wie soll ein arbeitender Mensch in einer Großstadt regional Einkaufen? Noch dazu mit wenig Geld? In kleinen Schritten ist auch in solchen Regionen ein Wandel möglich. Teil zwei unserer Serie zu „Ernährung und Klimawandel“ befasst sich damit.