Echte psychogene Effekte durch Kakao?

Die Schote mit den begehrten Bohnen. © flickrtickr2009 under cc
Auch die Psyche sollen die Inhaltsstoffe des Kakaos direkt beeinflussen. Stimmungsaufhellende Effekte werden dem Kakao genauso zugesprochen, wie ein pures Wohlgefühl und eine gesteigerte Gedächtnisleistung. Andere Stimmen sagen, die im Kakao enthaltenen Mengen seien so gering, dass sie keinen Effekt auf die Psyche haben könnten. Doch psychogene Effekte gibt es viele und nicht immer werden alle berücksichtigt. So wird nach einer Studie des Neuropsychologen Neil Martin der Duftwirkung des Schokolade ein Effekt zugesprochen, der von keiner anderen Substanz erreicht wird. Die Wirkung wird als angenehm, wohltuend und entspannend beschrieben und hat nichts mit einer Wirkung dr Inhaltsstoffe zu tun, die eingenommen werden.[5] Und Gerüche sind sehr tiefe Muster, die auf die Psyche einwirken.
Hebt nun der Kakao tatsächlich die Stimmung? In einem direkten Vergleich zwischen einem Apfel und einem Riegel Schokolade, in einer Studie mit 37 Frauen, vertrieben beide den kleinen Hunger und hoben die Stimmung, doch der Sieger war der Schokoriegel. Allerdings, so heißt es auch hier wieder einschränkend, muss man die Kirche im Dorf lassen, denn die Konzentration der Inhaltsstoffe, die stimmungsaufhellend wirken, sei so gering, dass man eigentlich keinen Effekt merken dürfte. Man muss die Kirche aber tatsächlich im Dorf lassen, denn keine Studie mit 37 Leuten hat eine echte Aussagekraft. Dennoch ist es eine Tatsache, dass Schokolade beliebt ist. Doch es heißt dort auch: „Wären die Aufputschmittel im Kakao große Glücksbringer, müsste Bitterschokolade mit ihrem hohen Kakaoanteil deutlich gefragter sein.“[6] Da ist was dran, zum Teil.
Die ganzheitliche Betrachtung
Wir vergessen in unserer Zeit allerdings häufig, die Gesamtrechnung aufzumachen und sind zu sehr auf Details fixiert. Wir schauen auf Inhaltsstoffe und vergessen den Rest oder greifen einen Bereich hinaus, von dem wir alles ableiten. Intensive Sonnenstrahlung kann Hautkrebs auslösen, aber die Sonne schützt gleichzeitig vor vielen Krebsarten, hebt die Stimmung, senkt den Blutdruck und festigt die Knochen. Beim Fahrradfahren atmen wir mehr Schadstoffe ein, gleichzeitig ist das Radeln in gesunder Luft jedoch prima für Lungen, Kreislauf und Gelenke, nebenher sogar noch fürs Klima.
Der Schubs über die Schwelle ist daher oft ein Effekt, der in Einzelstudien nicht nur nicht betrachtet, sondern ausdrücklich ausgeschlossen wird. Wissenschaftliche Studien sind auf ihre Art wichtig, solange man nicht vergisst, dass das Leben keine wissenschaftliche Studie ist. Möglicherweise hat man schon etwas von den vielen Inhaltsstoffen des Kakaos aus anderen Quellen im Blut, durch den Kakao könnten sie über die Schwelle gehoben werden, in der sie wirksam werden. Oft sind die komplexen Zusammenspiele gar nicht recht bekannt, so dass mögliche Synergieeffekte unter den Tisch fallen und wir reden hier nur von den körperlichen Aspekte. Jedoch, der Duft, die Belohnung, die Auszeit, der Genuss, dass Wissen darum, dass man seinem Körper (je zuckerreduzierter, umso mehr) etwas Gutes tut, all das fließt in die Gesamtbeachtung ein und all die Effekte summieren sind.
Dass das Leben kein Zuckerschlecken ist, ist vielleicht gar nicht so schlecht, ab und zu etwas von dem Superfood Kakao kann jedoch nicht schaden und hat womöglich sogar einigen Nutzen. Dass der Kakao tatsächlich beliebt ist, ist noch durch etwas andere belegt. Das Imhoff-Schokoladenmuseum in Köln, „ist mit jährlich 4.000 Führungen und 650.000 Besuchern das meistbesuchte Museum Kölns“. Das will was heißen.